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Archiv-Artikel

Waffenruhe bröckelt

Palästinensische Al-Aksa-Brigaden drohen Israel nach der Tötung eines Anführers mit Vergeltung. Siedlung im Gaza-Streifen beschossen

NABLUS/GAZA afp/dpa/ap ■ Neue Gewalttaten haben gestern die Hoffnungen auf eine Beilegung des Nahostkonflikts gedämpft: Die palästinensischen Al-Aksa-Brigaden fühlen sich nach der Tötung eines ihrer Mitglieder durch die israelische Armee nicht mehr an die Waffenruhe gebunden, die erst am Montag ausgerufen worden war.

Ein vermummter Sprecher der Gruppe sagte gestern bei der Beerdigung des Opfers in Kalkilia im Westjordanland: „Die israelische Armee setzt ihre Morde fort und wir werden innerhalb der kommenden 24 Stunden Vergeltung üben.“

Der 31-jährige Chef der örtlichen Al-Aksa-Brigaden, Mohammed Schawa, war in der Nacht auf Donnerstag bei einem Feuergefecht mit israelischen Soldaten umgekommen, die ihn festnehmen wollten. Die Al-Aksa-Brigaden stehen der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat nahe.

Am Mittwochabend feuerten Unbekannte mehrere Panzerabwehrraketen auf die israelische Siedlung Kfar Darom im Gaza-Streifen. Dabei wurden nach israelischen Angaben vier Siedler verletzt. Der palästinensische Premierminister Mahmud Abbas geißelte die Attacke als „Terrorakt“.

Als Reaktion auf den Angriff sperrte Israel gestern die Hauptverbindungsstraße im Gaza-Streifen, die erst vor drei Tagen freigegeben worden war. Der palästinensische Informationsminister Nabil Amr forderte daraufhin ein internationales Eingreifen. Israel sei nicht an einer politischen Lösung interessiert, kritisierte er. Israel warf der palästinensischen Autonomiebehörde dagegen vor, ihre Verpflichtungen aus dem Friedensplan, der so genannten Roadmap, nicht zu erfüllen.

Nach einem israelischen Radiobericht sollte gestern Abend der palästinensische Sicherheitschef im Gaza-Streifen, Suleiman Abu Mutlaq, aus der Haft freikommen. Israel hatte bereits am Mittwochabend mit der Freilassung gefangener Palästinenser begonnen. Dem Rundfunk zufolge kamen acht Gefangene frei, die ohne Haftbefehl in einem Militärlager festgehalten worden waren.

Mit den Freilassungen kommt Israel einer Vorgabe der Roadmap nach. Nach Angaben des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Beth befinden sich etwa sechstausend Palästinenser in israelischer Haft.