: Ein Stachel mit zehn Stockwerken
Einer der großen öffentlichen Energiefresser ist der Turm „AB“ der Hochschule Bremen. Für die Sanierung fehlt das Geld
Eines der von Rot-Grün als „wesentlich“ definierten Ziele der Koalition ist ein „klimafreundlicher Stadtumbau“. Als heftig rumorender Stachel im ökologischen Gewissen der Regierungsfraktionen muss deswegen das Gebäude „AB“ der Hochschule Bremen gelten: Der 1975 fertiggestellte zehngeschossige Turmbau, in dem unter anderem das Rektorat und der Fachbereich Architektur sitzen, hat eine verheerende Energiebilanz.
Mangelhafte Fenster und Fassadenelemente führen zu erheblichen Wärmeverlusten, wie eine detaillierte Studie der „Gesellschaft Bremer Immobilien“ (GBI) nachweist. Neben über 30 Jahre alten Heizkörpern und nicht isolierten Zuleitungen tragen auch ins Freie führende Lüftungskanäle zu den hohen Energieverlusten bei. Letztere sind das Ergebnis eines offenbar einigermaßen planlosen Teilrückbaus, der die nicht mehr gebrauchten Entlüftungsleitungen zu veritablen Warmluftlecks gemacht hat. Hinzu kommt, dass auch der Brandschutz, vor allem in den Treppenhäusern, längst nicht mehr den Sicherheitsvorschriften entspricht. Solche Missstände sind juristisch oftmals durch Bestandschutz-Regelungen gedeckt, die allerdings nicht dauerhaft geltend gemacht werden können.
Die Bildungsbehörde ist sich der faktischen Probleme durchaus bewusst. Allerdings hat sie den Kostenrahmen für die dringend erforderliche Generalsanierung des Gebäudes von vornherein auf sieben Millionen Euro begrenzt – eine offenbar illusorische Annahme. „Die bauliche Lösung aller Problembereiche führt zu Gesamtkosten weit oberhalb des veranschlagten Budgets“, heißt es nun in einem internen Papier der Bildungsverwaltung. Genauer gesagt liegen die Kosten für die von den ExpertInnen der stadteigenen GBI als „dringend empfohlen“ bezeichneten Sanierungsvariante sogar bei 13,5 Millionen Euro, also fast der doppelten Summe.
Die GBI, unterstützt von externen Fachleuten, hat auch ausgerechnet, wie viel Geld derzeit sinnlos in die Luft geblasen wird. Von 130.000 Euro an jährlichen Heizkosten ließen sich über 60 Prozent durch entsprechende Maßnahmen einsparen, die Gesamtenergiekosten (200.000 Euro im Jahr) um immerhin 40 Prozent minimieren. Nichtsdestoweniger sei eine „Finanzierungsmöglichkeit für alle notwendigen Maßnahmen derzeit nicht gegeben“, heißt es in einer Stellungnahme der Bildungsverwaltung, die am 28. Januar vom Ausschuss für Wissenschaft und Forschung diskutiert werden soll. Lediglich die bereits vor Erstellung der Studie anvisierte Ausgabe von sieben Millionen Euro sei im Haushaltsplan des Ressorts – gestreckt auf fünf Jahre bis 2013 – „darstellbar“.
Wenigstens für das Problem von Ausweichquartieren während der mindestens zweieinhalbjährigen Sanierungsphase zeichnet sich bereits eine Lösung ab: Der Fachbereich Architektur könnte ins ehemalige Kaffee-HAG-Gebäude am Rand der Überseestadt ziehen, das kürzlich unter Denkmalschutz gestellt wurde. HB