Etappensieg in Aussicht

HWP hofft: Experten empfehlen, der Hochschule nach Fusion mit der Uni einen eigenen Bereich zuzubilligen. Studierende beharren auf Autonomie

„Im Zuge der Fusion werden die Studiengänge der HWP filetiert und ausgetrocknet“

Von EVA WEIKERT

Dorothee Bittscheidt ist voller Zuversicht. Anlass dazu gibt der Präsidentin der Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) ein Bericht des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) der Bertelsmann-Stiftung. Das CHE hat jetzt das Ergebnisprotokoll aus den sieben Moderationsrunden zur Fusion der HWP mit zwei Fachbereichen der benachbarten Universität vorgelegt. Knackpunkt ist die Organisation der neuen Uni-Fakultät. Entgegen den Forderungen der Uni-Dekanate, welche die HWP-Studiengänge schlucken wollen, empfiehlt das CHE, die kleinere Hochschule in einen eigenen Bereich zu überführen. Bittscheidt frohlockt: „Wir haben überzeugt.“ Die Studierenden erklären indes, ihren Protest gegen die Fusion fortzusetzen.

Seit vergangenem Herbst haben Vertreter beider Lehrstätten über den Aufbau der neuen Uni-Fakultät verhandelt. Zu dieser soll nach Beschluss des Hamburger Senats die HWP mit den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Uni fusionieren. Weder die HWP noch die zwei Fachbereiche haben die Zusammenlegung gewollt.

Nach Abschluss der Gespräche vor zwei Wochen resümieren die beiden Moderatoren Detlef Müller-Böling vom CHE und Hans-Georg Schulz-Gerstein, Chef der Hamburger Bundeswehr-Uni, denn auch vorsichtig, dass „nicht alle Aspekte einvernehmlich geklärt werden konnten“. Hauptstreitpunkt ist die Zahl der so genannten Departments der neuen Fakultät. Während die Ökonomen und Soziologen der Uni die Eingliederung der HWP-Disziplinen in zwei von ihnen vertretene Bereiche verlangen, pocht die HWP auf ein eigenständiges Department für Wirtschaft und Politik. „Alles andere“, warnt HWP-Chefin Bittscheidt, „hieße das Aus für unser besonderes Angebot.“

Bildungsexperten allerorten wie auch die Moderatoren zählen dazu den Hochschulzugang ohne Abi und den interdisziplinären Bachelorstudiengang der HWP. Sie raten darum zur Gliederung in drei Departments, „in die die bisherigen wissenschaftlichen Einheiten eingehen: Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften sowie Wirtschaft und Politik“. Einen Haken hat die Sache aber: Die Struktur soll vorerst für drei Jahre gelten und danach überprüft werden.

Die HWP-Studierenden argwöhnen darum, bei dem Zugeständnis handele es sich nur um eine Gnadenfrist. „Wir lehnen eine Befristung entschieden ab“, erklärt Bela Rogalla, der für die Studierenden in der Moderationsrunde saß. Weil sie befürchten, das HWP-Angebot werde im Zuge der Fusion „filetiert“ und „ausgetrocknet“, so AStA-Referent Denis Nitschmann, beharren die Studierenden weiterhin auf voller Autonomie für ihre Hochschule. Dem schloss sich gestern auch der Hochschulsenat in einer Stellungsnahme zum CHE-Bericht an. Das höchste Selbstverwaltungsgremium der HWP fordert darin die Wissenschaftsbehörde auf, den Fusionsbeschluss angesichts des anhaltenden Streits um die Fakultätsstruktur „zu überprüfen“.

Um Druck auf den Gesetzgeber zu machen, kündigte der AStA weitere Protestaktionen an. Das letzte Wort über die Zukunft der HWP hat Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos). Sprechen will er es nicht jetzt, aber noch vor der Sommerpause.