ein tag für fahrgäste
: Ticket nach Absurdistan

Der 1997 gegründete Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) veranstaltet am 20. Juni seinen ersten „Tag für die Fahrgäste“. Toll! Das ist so, als ob Ärzte einen Tag für Patienten ausrufen würden. Oder Bademeister einen Tag für die Schwimmer. Oder Restaurantbesitzer einen Tag für ihre Gäste.

KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH

Zyniker unter den Fahrgästen haben schon länger vermutet, dass die Verkehrsunternehmen ihre Fahrzeuge in erster Linie zum Vergnügen der Fahrer durch die Gegend zuckeln lassen – oder zur Erbauung derjenigen Mitarbeiter, denen ihre Modelleisenbahn nicht ausreicht. Kunden scheinen da nur zu stören. Sie werden durch ständige Preiserhöhungen vergrault. Und wer sich davon nicht abschrecken lässt, läuft selbst mit Ticket Gefahr, von einem der Kontrolleure wie ein Schwerverbrecher behandelt zu werden.

Nun haben sich die Zyniker des Verkehrsdienstleisters dazu entschlossen, wenigstens einmal für ihre Kunden da zu sein. Das sollte, bei aller Absurdität, zu hoffen geben. Denn das nun annoncierte Event am bundesweiten Sonntag für umweltverträglichen Verkehr „Mobil ohne Auto“ soll dem Dialog zwischen Bevölkerung, Unternehmen und Politik dienen. Dafür werden sich neben Umwelt- und Verkehrsverbänden auch die zuständigen Verwaltungen der beiden Bundesländer Berlin und Brandenburg an der Symphathie heischenden Show beteiligen.

Doch die Hoffnung trügt. Denn die Idee zu dieser eigentlich selbstverständlichen Begegnung stammt nicht einmal vom VBB selbst. Das Unternehmen musste erst von Brandenburgs Verkehrsminister Frank Szymanski (SPD) dazu angeregt werden.

Dauerhaft mehr Nutzer wird der VBB erst dann gewinnen, wenn die in ihm zusammengeschlossenen Unternehmen und vor allem die BVG begreifen, dass sie Dienstleiter an ihren Kunden sind – an jedem Tag.