der kommentar
: Israel traut sich weltlich

Ehen können in Israel nur religiös besiegelt werden. Ein fragwürdiges Monopol – auch bei Rabbinern –, das nun aufgehoben werden soll. Endlich!

Die Gründungsbedingung des Staates Israel war ja notgedrungen ethnisch-religiös definiert: Israel sei ein Land, in dem Juden leben, um wenigstens einen Flecken auf der Erde zu haben, auf dem sie fraglos leben können. Das schloss alle anderen Konfessionen und Ethnien aus, Araber beispielsweise, auch Christen. Geheiratet werden durfte, eine Referenz an religiöse Juden, nur mit Hilfe von Rabbinern. Standesämter, wie in Deutschland, gibt es in Israel nicht. Paare, bei denen der eine Teil nichtjüdisch ist, konnten deshalb dort keine Ehe schließen. So ersann man Notlösungen – Trauungen im benachbarten Zypern etwa, eine Möglichkeit, die auch jüdische Paare nutzten, die sich keiner religiösen Zeremonie unterwerfen wollten.

Nun ist Israel ein demokratischer Rechtsstaat, dessen Gewalten geteilt sind, was der entscheidende Unterschied zu den nahöstlichen Nachbarn ist – nicht der ethnische. Und weil in Israel für Säkularisation gekämpft werden kann, hat sich nun der Rabbiner Eljahu Bakschi-Doron dafür ausgesprochen, dass auch in seinem Land das Eheschließungsmonopol von Rabbinern aufgehoben werde – dieses erzeuge nur „Hassgefühle“. Gut so: ein weiterer Schritt zur Verweltlichung Israels, der Ablösung des Religiösen vom Staatszweck. Für die Nachbarn des Landes möge dieser Vorschlag vorbildlich klingen: Religion stiftet statt Trost oft nur Hass und Verwirrung. JAF