off-kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Shaft“ 11. 7., 13. 7. im Filmkunsthaus Babylon 1

„Und was peitschen Sie so, wenn man mal ganz naiv fragen darf?“ Der Small Talk beim Abendessen der Hofbeamten erscheint dem Peitschenmeister ganz selbstverständlich. Denn der Auspeitscher im Auftrag des Fürsten ist ein Technokrat, der über die verschiedenen Modelle seines Arbeitsgerätes und ihre Bespannungshärten so kompetent diskutieren kann wie ein Tennisstar über seinen Schläger. Da wurmt es den perfekten Handwerker natürlich besonders, wenn sich der neue Lehrling als furchtbare Niete herausstellt. Daniel Nocke hat mit seinem an der Filmakademie Baden-Württemberg entstandenen, technisch überaus kompetenten Animationsfilm – die Sets sind klein, aber fein und die Figuren exquisit ausgeleuchtet – eine amüsante und böse Satire auf die Beamtenmentalität geschaffen: Die Dialoge der kleinen Knetfiguren entlarven sich immer wieder als absurde Klischees, und die Revolution, die den Fürsten schließlich hinwegfegt, gleicht der in Sartres „Im Räderwerk“ – hinterher ist alles genau wie vorher. Der einzige Dumme ist der Auspeitscher, der sich verliebt und damit seinen Prinzipien untreu wird.

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Die Marsmännchen greifen an, und dagegen helfen in Byron Haskins Science-Fiction-Klassiker „Kampf der Welten“ (The War of the Worlds) weder die Feuerwehr noch freundliche Willkommensgrüße. Denn es geht um den großen Overkill, in dem die Menschheit gegen die mit Strahlenwaffen bewaffneten Aliens schlechterdings den Kürzeren zieht. Nachdem die Atombomben versagt haben, fängt man folglich an zu beten, und siehe da: Die Marsianer erkälten sich und fallen stumpf tot um. Da weiß man dann auch gleich, wo Tim Burton sein „Mars Attacks!“-Finale mit den Marsmännchen, die keine Hillbilly-Musik vertragen, herhat.

„Kampf der Welten – The War of the Worlds“ 13. 7. im Z-inema

Mit der Romanvorlage von H.G. Wells ging man in Hollywood reichlich freizügig um: Statt im ländlichen viktorianischen England spielte die Geschichte nun im urbanen Amerika des Jahres 1953, und zum Helden avancierte ein Physiker, der seinen Geigerzähler auch dann mitschleppt, wenn er bloß zum Angeln geht. Die Spezialeffekte des Films sind allerdings außergewöhnlich aufwändig gestaltet: Die Zerstörung von Los Angeles in schönstem Technicolor ist eine der herausragenden tricktechnischen Leistungen der Fünfzigerjahre.

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„Der Peitschenmeister“ 10. 7.–16. 7. in der Brotfabrik

Im Filmkunsthaus Babylon kümmert man sich diesen Monat um die „Blaxploitation“, ein Action-Kino, das vor allem in den 70er-Jahren genüsslich zelebrierte, was den schwarzen Protagonisten im amerikanischen Kino zuvor lange verwehrt geblieben war: reihenweise tumbe weiße Rassisten um- und scharfe Miezen flachzulegen. Zu den Vorläufern dieses Kinos gehört der schwarze Privatdetektiv John Shaft, der 1971 in Gestalt von Richard Roundtree erstmals die Leinwand betrat: ein cooles Sexsymbol, das sich jedoch gut mit den Problemen der Black Community in New York auskennt und immer wieder die Realität des alltäglichen Rassismus erfährt. LARS PENNING