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Archiv-Artikel

Montgomery angezählt

Nach dem Scheitern des Putschs gegen den Chef der Mecom rechnen die Rebellen öffentlich mit ihm ab

Von STG

Das Setting dürfte David Montgomery bekannt vorgekommen sein: Während der umstrittene Finanzinvestor und Chef der Mecom-Gruppe widerwillig in der vergangenen Woche den Verkauf der deutschen Titel seines Konzerns an den Verlag M. DuMont-Schauberg für magere 152 Millionen Euro abschloss, rebellierte in London sein Board of Directors. Fünf der sechs sogenannten Non-Executive Directors, die in etwa deutschen Aufsichtsräten entsprechen, hatten hinter Montgomerys Rücken Gespräche mit den einflussreichsten Anlegern geführt. Ihr Vorschlag: Montgomery solle als Vorstandschef von Finanzvorstand John Allwood abgelöst werden.

Bei Montgomery klingelten die Alarmglocken – schließlich hatte er seinen Vorstandsposten schon einmal wegen interner Streitigkeiten verloren – 1999, bei der Mirror-Zeitungsgruppe. Sein Nachfolger damals: John Allwood. Exakt zehn Jahre später siegt Montgomery: Die Investoren des von rund 600 Millionen Britischen Pfund Schulden gebeutelten Unternehmens hielten zu ihm. Am Freitag reichten Allwood und die Rebellen ihren Rücktritt ein.

Allerdings dürften deren Bemerkungen kaum neue Investoren zu Mecom locken: Sie hätten „wachsenden Zweifel“ an der Führung des Konzerns und seinem Topmanager gehabt, hieß es in einer Mitteilung. Um Schulden zu reduzieren, hatten sie auf den Verkauf von weiteren Unternehmensanteilen gedrängt. Montgomery habe aber Entscheidungen des Vorstands und anderer Gremien ignoriert und so „viele Chancen vergeben“.

Bleibt abzuwarten, an wen die zweite Runde geht: Ende Februar werden die Banken ermitteln, ob Montgomery Kreditverträge unterlaufen und viel zu hohe Beträge geliehen hat, die durch die Konzerneinnahmen nicht gedeckt sind. Noch gehören Mecom rund 200 Zeitungstitel und Onlinedienste in den Niederlanden, in Dänemark, Norwegen und Polen, aber weitere Verkäufe scheinen unausweichlich. Montgomerys Gerede von der „Konzentration aufs Kerngeschäft“ nach dem Verkauf der deutschen Titel ist daher eine blumige Umschreibung für die Selbstzerlegung – und das Ende von Montgomerys Traum eines paneuropäischen Zeitungskonzerns. STG

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