: IOC-Vizepräsident mit großen Taschen
Kim Un Yong war lange Südkoreas mächtigster Sportchef. Jetzt muss er wegen Korruption ins Gefängnis
Der Ruch der Korruption haftet Kim Un Yong schon lange an. Bisher war der mächtige südkoreanische Vizechef des Olympischen Komitees (IOC) jedoch mit einem blauen Auge davongekommen. Das gestrige Urteil eines Bezirksgerichts in der Hauptstadt Seoul dürfte die Karriere des bereits seit Ende Januar inhaftierten Sportpatriarchen jedoch beenden, auch wenn Kim Berufung ankündigen ließ. Wegen Korruption und Veruntreuung wurde der 73-Jährige zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Auch muss er umgerechnet 550.000 Euro Geldstrafe zahlen.
Das Gericht befand Kim laut Korea Times für schuldig, 788 Millionen Won (660.000 Euro) an Bestechungsgeldern angenommen und 3,84 Milliarden Won von Sportverbänden veruntreut zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte sieben Jahre Haft gefordert. Doch die drei Richter begründeten das mildere Urteil mit Kims Verdiensten um Südkoreas Sport sowie mit seinem Alter und seiner schlechten Gesundheit.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Kim Sponsorengelder des südkoreanischen Samsung-Konzern an den Welt-Taekwondo-Verband und die Vereinigung der Weltsportverbände, denen jeweils Kim vorstand, für seine eigene Kandidatur um den IOC-Vorsitz im Juli 2001 verwendete. Damals unterlag Kim dem Belgier Jack Rogge.
Jahrelang war Kim eine wichtige Stütze des IOC-Patriarchen Antonio Samaranch gewesen und hoffte diesen zu beerben. Doch im Zuge des Skandals um die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2002 an Salt Lake City war auch Kim schwer belastet worden. Sechs IOC-Mitglieder mussten 1999 zurücktreten, als höchstrangiges IOC-Mitglied kam Kim mit einer Verwarnung davon. Er hatte seinem Sohn einen lukrativen Scheinjob in Utah besorgt und seiner Tochter ein teures Stipendium. 2001 hätte Kims Wahl zum IOC-Chef dem Ruf des gesamten Komitees schwer geschadet, was die meisten Funktionäre trotz seiner Angebote letztlich einsahen.
Kim gehört dem IOC bereits seit 1986 an und spielte eine wichtige Rolle als Gastgeber der Olympischen Spiele 1988 in Seoul. Als sein Verdienst gilt auch, dass die Kampfsportart Taekwondo, deren Verbandsvorsitzender Kim war, 2000 erstmals olympische Disziplin wurde.
In seiner Heimat ist Kim ein typischer Vertreter der älteren Generation, die in letzter Zeit stark an Macht verliert. Sie prägt ein patriarchaler Stil sowie eine vom Koreakrieg beeinflusste steng antikommunistische Grundhaltung. Kim war in den 70er-Jahren Chef der Präsidialgarde des Diktators Park Chung Hee, wurde Parlamentsabgeordneter und stieg in den Sportverbänden immer weiter auf.
Als er 2001 IOC-Chef werden wollte, kandidierte auch das südkoreanische Pyeongchang als Austragungsort für die Winterspiele 2010. In seiner Heimat wird Kim vorgeworfen, wegen seiner eigenen Kandidatur die Bewerbung der Stadt nicht genug unterstützt zu haben, weshalb sie verlor. SVEN HANSEN