: berliner szenen Eine Woche Abendschau
Hektoliter Urin
Baustadträte und Eisverkäufer – an sachkundigen Gesprächspartnern mangelt es nicht in der Hauptstadt.
„Guten Abend, meine Damen und Herren. Berlin hat wieder einen Grenzzaun.“ Gemeint ist der mobile Zaun, der schon seit ein paar Tagen den Tiergarten einfriedet und die illegalen Getränkeverkäufer von der Love Parade fernhalten soll. Der zuständige Baustadtrat erklärt den Vorgang in ebenso sachlichen wie kryptischen Worten. Die Anwohner sind empört – die Leidenschaft der bei Straßenumfragen wohl eher zufällig vor die Kamera geratenen O-Ton-Geber ist erstaunlich. Ein Student freut sich über die „Hektoliter Urin“, die das TU-Gelände in diesem Jahr nicht absorbieren muss.
Kurz darauf sollen sich italienische Gastronomen zu Schröders gecancelter Toskanareise äußern. Denn wer versteht mehr von der Problematik, als die, die uns allen täglich ein kleines Stück Italien nach Hause bringen. Die Eisverkäufer zeigen Verständnis für Schröder: Auch anderswo kann man schön Urlaub machen. Zum Beispiel an der Spree – die dort zu besichtigenden Sandburgen weisen in die richtige Richtung. Ein junger Mann namens Jan Edler erklärt seine noch viel weiter reichende Vision. Er will in einem Seitenarm der Spree ein Flussschwimmbad bauen – das größte in Europa. Das Modell sieht beeindruckend aus. Bis dahin muss das vorhandene Freizeitangebot reichen. Das ist aber super, denn Robbie Williams ist in der Stadt. Ein junger Mann findet Robbie „unkonventionell, weil er auch seinen Arsch zeigt“. Ein aristokratisch wirkender Biograf stellt sein Buch über Robbie vor und erklärt, dass der in Wirklichkeit schüchtern sei. Und Robbie selbst? Schreit ganz laut: „Ich bin ein Berliner.“ STEPHANIE GRIMM