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Archiv-Artikel

Partnerwunsch

Nicht billig, sondern langfristig: In Hamburg tagende Beton- und Baulobby schlägt Errichtung und Erhaltung von öffentlichen Bauten durch Unternehmen vor

Die Gemeinden sollen ihre Schulen und Krankenhäuser künftig von Investoren bauen und unterhalten lassen. Das haben Verbände der deutschen Bauindustrie und der Bundesverband der Deutschen Industrie angesichts der wachsenden Finanznot der Kommunen und der allgemein schlechten Wirtschaftslage vorgeschlagen. Die verschuldeten Gemeinden könnten damit ihren Investitionsstau auflösen und einen Beitrag zum konjunkturellen Aufschwung leisten.

„Ein Euro, der in die Bauindustrie investiert wird, hat den höchsten Multiplikatoreffekt im Vergleich mit allen andern Branchen“, sagte Karl Gernandt, Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie anlässlich eines Symposiums zu „Public-Private-Partnership in der Schulsanierung“ im Hotel Steigenberger. Das Deutsche Institut für Urbanistik schätze den Ersatzbedarf bei den öffentlichen Gebäuden der Gemeinden auf 56 Milliarden Euro.

Den Effekt, dass die Kommunen billigere Kredite für ihre Bauvorhaben erhalten als private Investoren und dass ein solcher Bauherr eine Rendite erwirtschaften möchte, glauben die Vertreter der Bauindustrie durch die höhere Effizienz der Privaten ausgleichen zu können. Privatfirmen würden zu vorher vereinbarten Festpreisen bauen, versprach Friedrich Oeser, Geschäftsführer der Baufirma August Prien und Vorsitzender des Bauindustrieverbandes Hamburg. „Die Deutsche Bahn gibt für jedes Projekt im Durchschnitt 29 Prozent mehr aus als geplant“, sagte Oeser. „Da stimmt am Management was nicht.“

Oeser plädiert für Paketlösungen, wie Prien sie beim Bau des Instituts für maritime Umwelttechnik der Uni Bremen vorexerziert habe. Der private Partner, der ein Gebäude für die öffentliche Hand baut, soll auch die Verantwortung dafür übernehmen, dass das Gebäude die nächsten Jahrzehnte über instand gehalten wird. Oeser: „Wir betrachten ein Optimum des Gesamtlebenszyklus.“ Es werde nicht die billigste Lösung beim Bauen gewählt, sondern die langfristig billigste. Gernot Knödler