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Archiv-Artikel

Man müsste auf die Antwort hören

betr.: „Die Spielregeln, nicht die Spieler“

Der erhobene Zeigefinger der Kanzlerin reicht offenbar nicht aus, wenn die Banken mit den Krediten zögern oder die Unternehmer Fachkräfte entlassen; es gibt wohl doch wirksamere, objektivere Fakten, die das Handeln der Banken bestimmen. Jegliches Kapital fordert Profit. Und ohne Geld ist das alles nicht zu machen. Der Druck auf niedrige Löhne ist nicht Sache des gütigen oder strengen Unternehmers; die Konkurrenz des Kapitalismus zwingt ihn immer zu möglichst niedrigen Löhnen. Und die Krise? Die wäre vielleicht dann zu vermeiden, wenn es den Beschäftigten gelänge, den Unternehmern solche Löhne abzuringen, mit denen die produzierten Autos, die partiellen Reisen und vorhandenen Häuser dann auf dem Markt auch gekauft werden können. Aber wo gibt es das?

Das alles kapiere ich, wenn ich den Artikel von Michael Heinrich lese. Er bedient sich der Logik von Karl Marx, mit der er sich die Hauptlinien der Ökonomie entlanghangelt. Mit Blick auf die gegenwärtige Wirtschaftskrise sind es vor allem die Finanzmärkte, zu denen Heinrich auch mir einen Erkenntniszuwachs bringt. Hier auch der Verweis auf Marx, dass eine entfaltete kapitalistische Produktion ohne entwickeltes Kreditsystem gar nicht möglich ist. Es war ja diese Loslösung der Geldprozesse von der Produktion, die die Herrschenden einen ganzen Herbst lang nur von einer Finanzkrise reden ließ, ignorierend, dass die weltweiten Geldhavarien dieser Größenordnung natürlich weltweite Krisen auf den Märkten und in der Produktion auslösen werden – wie wir sie jetzt in ihren Anfängen erleben. Der jetzt so hemdsärmelige Umgang mit den Banken und den Konjunkturprogrammen ist keine Lösung. Eine wirkliche Strategie zur Lösung der Probleme ist bisher nirgends in Sicht, und deshalb werden alle angekündigten Maßnahmen Flickwerk bleiben.

Man ist geneigt, an die Adresse von Frau Merkel und Herrn Steinmeier zu sagen: Marx fragen! Oder einfach mal in Karlshorst bei Michael Heinrich nachfragen! Er hat verstanden, warum unter den heutigen Bedingungen Krisen nicht zu vermeiden sind. Ich bin sicher, dass er auch Vorschläge machen könnte, wie die Spielregeln verändert werden müssten, um die Welt besser zu machen. Aber dann wünschte ich mir von ihm Infos gleicher Klasse zu dem, was das kapitalistische Ringen um Profit bewirkt: mit Blick auf Arm und Reich, mit Blick auf Krieg und Frieden, mit Blick auf unsere Umwelt.

WILFRIED MAIER, Berlin