: Hollerland mit neuer Hoffnung
Umweltschützer hatten es immer vorhergesagt: Der EU-geschützte Fisch Schlammpeitzger siedelt auch im vorderen Bremer Hollerland – und nicht nur im hinteren Teil. Zu diesem Ergebnis kam jetzt erneut eine stichprobenartige Fisch-Zählung. Im Auftrag des Bremer Umweltressorts nahmen Biologen in gut 20 Gräben die Populationen auf einer Strecke von je 50 Metern genau unter die Lupe. „Jede Menge Schlammpeitzger“ seien da in die Zähl-Käscher geschwommen, berichten sie. Der amtliche Fisch-Fund könnte das Ende des jahrelangen Streits um eine Bebauung des Hollerlands bedeuten. Noch im Sommer 2003 hatten sich SPD und CDU in ihren Koalitionsverhandlungen darauf geeinigt, lediglich den hinteren Teil des Feuchtgebiets in Brüssel als EU-Naturschutzgebiet (FFH-Gebiet) anzumelden. Das vordere Drittel sollte dagegen als Erweiterungsfläche für den Technologiepark vorgehalten werden – FFH-Schutz ausgeschlossen.
Die EU protestierte umgehend. Für die Meldung nach Brüssel, betonte sie, seien einzig und allein naturschutzfachliche Gründe ausschlaggebend. Ob eine Unterschutzstellung den Kommunen gelegen komme oder nicht, sei dagegen unerheblich. Bremen müsse daher das gesamte Hollerland anmelden. Umweltsenator Jens Eckhoff (CDU) muss jetzt entscheiden, ob er dieser Aufforderung nachkommt oder nicht. Der erste Fall würde den vor einem Jahr geschlossenen Koalitionsvertrag mit der SPD brechen. Der zweite Fall käme einer Kriegserklärung an die Europäische Union gleich. Eckhoff wollte sich bis Redaktionsschluss noch nicht definitiv äußern. Allerdings: Sollte bei der jüngsten Untersuchung tatsächlich ein großer Bestand an Schlammpeitzgern nachgewiesen worden sein, kündigte er an, „werden wir sicherlich nochmal bewerten müssen, ob die getroffenen Senatsentscheidungen so haltbar sind oder nicht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen