Blaues Leben in der Überseestadt

Der 27. Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon geht sowohl an die Blaue Karawane als auch das Blaumeier-Atelier

Der mit 5.000 Euro dotierte Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon geht am 14. März zu gleichen Teilen an verschiedene Akteure der anti-psychiatrischen Bewegung: Sowohl die „Blaue Karawane“, die sich 1985 für die Auflösung der geschlossenen Anstalt Blankenburg stark machte, als auch das anschließend entstandene integrativ arbeitende Blaumeier-Atelier werden für ihren Einsatz geehrt.

Während der Preis ursprünglich eher außenpolitisch oder antifaschistisch orientiert gewesen sei, stehe jetzt erstmals der „soziale Friede“ im Vordergrund, sagt Juror Klaus Hübotter. „Die blaue Bewegung hätte uns durchaus schon früher einfallen können“, ergänzt Mit-Juror Helmut Hafner. Für die Karawane jedenfalls bedeutet der Preis Rückenwind für ein ambitioniertes Vorhaben: In der Überseestadt soll ein integratives Wohn- und Gewerbeprojekt entstehen. „Wir wollen ein Haus, in dem etwa 60 alte, junge, demente und selbstständige Menschen miteinander leben und arbeiten“, sagt Klaus Pramann von der Karawane.

Die Hanse Projekt GmbH habe bereits ein Grundstück an der „Hafenkante“ reserviert – die gilt bislang als künftiges Wohngebiet einer eher betuchten Klientel. Trotz der noch offenen Finanzierung hätten sowohl das Sozial- als auch das Bauressort Unterstützung signalisiert. Pramann: „In der Überseestadt sollen nicht nur die Reichen und Schönen wohnen, wir wollen ein Kristallisationspunkt für das dortige Leben sein.“ Konkret ist neben dem Wohnen an ein Café, Ateliers und gewerbliche Angebote wie Gästezimmer, Fitnessräume und Botenagenturen gedacht. Henning Bleyl