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Archiv-Artikel

Kein Geld für Missbrauchsopfer

Bremer Hilfsprojekte haben zu wenig Personal. Sozialsenatorin Röpke bedauert dies

Von eib

Bremen taz ■ 179-mal wurde 2003 in Bremen sexueller Missbrauch angezeigt. Nur ein Bruchteil dessen, was wirklich passiert, sagt Solrun Jürgensen von Schattenriss, einer Beratungsstelle gegen Missbrauch von Mädchen. 354-mal habe sich im letzten Jahr bei Schattenriss jemand telefonisch gemeldet, um über einen Missbrauch zu sprechen. Gemeinsam mit KollegInnen und der Jugendsenatorin Karin Röpke (SPD) stellte Jürgensen gestern das Bremer Aktionsbündnis zur bundesweiten Kampagne „Hinsehen. Handeln. Helfen!“ vor. Wenn diese erfolgreich sei und tatsächlich mehr Fälle zur Anzeige kämen, „dann kriegen die Beratungsstellen vor Ort ein richtiges Problem“, so Christian Spoden von der Fachstelle für Gewaltprävention.

Bereits jetzt seien die Einrichtungen unterfinanziert, die Wartelisten für ein Beratungsgespräch zu lang. Zwar würde in einer akuten Krise ein erstes Gespräch innerhalb einer Woche vereinbart werden können, sagt die Schattenriss-Frau Jürgensen. Wer aber weiteren Gesprächsbedarf habe, müsse aus Personalmangel manchmal drei bis vier Wochen warten. „Für ein Mädchen, das sich endlich zu uns getraut hat, ist das zu lange“, sagt Jürgensen.

Für missbrauchte Jungen gibt es in Bremen bisher nur das Kinderschutzzentrum. Jungen bräuchten ein eigenes Angebot, fordert Volker Mörchen vom Bremer Jungenbüro, einem Beratungs- und Bildungsprojekt. „Die erleben Missbrauch ganz anders als Mädchen“, sagt der Sozio-Therapeut. „Es fällt ihnen noch schwerer als Mädchen, sich als Opfer zu begreifen und darüber zu sprechen.“ Das Jungenbüro könne diese Lücke mit nur einer halben Stelle derzeit nicht füllen.

„Wir haben Lücken zu beklagen“, sagt auch Senatorin Röpke (SPD) zur Unterfinanzierung von Hilfsangeboten. „Wir sind zurzeit aber nicht in der Lage, zusätzliches Geld aufzubringen und angesichts der finanziellen Situation des Landes Bremen mache ich mir da auch keine Hoffnung.“ eib

Vorstellung der Hilfsangebote am Freitag, 10-17 Uhr, Bahnhofsvorplatz