: „Die Umweltkarte muss erhalten bleiben“
SPD-Verkehrsexperte Christian Gaebler warnt vor einem radikalen Bruch bei den zukünftigen BVG-Tarifen. Die landeseigenen Verkehrsbetriebe hatten vorgeschlagen, jede Fahrt abzurechnen und die Monatstickets zu streichen
Die Vorstellungen der landeseigenen Verkehrsbetriebe BVG für ein neues Tarifsystem ab 2006 stoßen beim führenden Verkehrsexperten der rot-roten Koalition auf deutliche Kritik. „Die Umweltkarte muss aus meiner Sicht erhalten bleiben“, sagt Christian Gaebler, zugleich parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion. Sie lasse sich aber durchaus in das neue Gesamtsystem einbauen, das den Fahrpreis nach Entfernung berechnet. Die BVG hingegen hat vor, Vielfahrern zwar Rabatte zu gewähren, die Monatskarten aber zu streichen. BVG-Vertriebschef Tom Reinhold sagt dazu: „Jede Fahrt wird abgerechnet.“
Die Reformpläne waren in den vergangenen zwei Wochen durchgesickert. Die Verkehrsbetriebe hatten sich auf Druck des Senats Gedanken über ein neues Konzept gemacht. Nur mit dieser Auflage gab es grünes Licht für eine Fahrpreiserhöhung zum 1. August, bei der sich etwa das Einzelticket um 10 Cent auf 2,20 Euro verteuert.
Grundgedanke der BVG ist, kürzere Fahrten billiger, längere teurer machen. Gaebler begrüßte zwar grundsätzlich Überlegungen für ein neues System. „Vom Ansatz her darf es kein Denkverbot geben.“ Er hält es vor allem für richtig, die Fahrpreise zu differenzieren. Derzeit gibt es innerhalb von Berlin eine einzige Abweichung vom zwei Stunden gültigen Einzelticket: die Kurzstreckenkarte für 1,20 Euro und sechs Bus- oder Tram- oder drei U- oder S-Bahn-Stationen.
Einen radikalen Bruch mit dem bisherigen System aber lehnt Gaebler ab. Für nötig hält er stattdessen „Weiterentwicklung und Ergänzung“. Dabei wurde Gaebler auch konkret: „Ich halte es für völlig absurd, das Geschwisterticket abzuschaffen.“ Gleiches gelte für die Idee, das Schülerticket auf seinen alten Preis anzuheben.
Solide Vorarbeit verlangt der SPD-Verkehrsexperte für das geplante elektronische Abrechnungssystem. „Es darf nicht sein, dass hier auf dem Rücken der Kunden ein großer Feldversuch gemacht wird.“ Den Plänen zufolge soll es ab 2006 keine Papiertickets mehr geben, sondern Chipkarten. Von einem solchen „elektronischen Fahrschein“ würde der Fahrpreis an einem Automaten abgebucht.
Die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling hatte dieses System grundsätzlich abgelehnt: „Ich habe etwas gegen die elektronische Erfassung von Lebensgewohnheiten.“ Gaebler setzt darauf, dass sich dieses Thema in Gesprächen mit Datenschutzbeauftragten regeln lässt. STEFAN ALBERTI