: Verlorene Eier
Nahrungsknappheit im Wattenmeer führt zu schlechter Brut-Saison 2003. Viele Küken starben bei Überflutungen auf der Schutzinsel Trischen
Hamburg taz ■ Nahrungsknappheit hat nach Einschätzung der Naturschutzorganisation NABU im schleswig-holsteinischen Wattenmeer den Vögeln die üblichen Bruterfolge vermiest. „Es gab weniger heringsartige Fische als in den vergangenen Jahren“, sagte NABU-Naturschutzwart Steffen Oppel. Diese negative Bilanz der Brut-Saison 2003 wurde auf der Vogelschutzinsel Trischen nördlich der Elbmündung zusätzlich verstärkt durch mehrere Überflutungen. „Einige Vogelarten zogen überhaupt keinen Nachwuchs auf“, sagte der Diplombiologe.
Zusätzlich hatte ein für Sommermonate ungewöhnlich heftiges Hochwasser am 19. Juni auf Trischen ein Tierdrama verursacht: Starker Westwind hatte die Nachmittags-Flut über weite Teile der Insel getrieben. Mehrere hundert zum Teil sehr seltene Jungvögel starben an Unterkühlung oder ertranken. „Besonders tragisch ist der Verlust der seltenen Zwergseeschwalben“, sagte Oppel damals. Nur zwei Paare hatten sich auf dem Eiland angesiedelt. Ihre Brut wurde vom Blanken Hans vollständig vernichtet.
„Aber auch Arten, die dem Hochwasser nicht ausgesetzt waren, hatten nur unterdurchschnittlichen Bruterfolg“, sagte Oppel. Bei den Lachmöwen und den Brandseeschwalben zog nur etwa jedes zehnte Paar erfolgreich ein Kleines groß. „Das wurde auch auf anderen Inseln im Wattenmeer beobachtet.“
Da die meisten Seevögel sehr lange leben, sei ein einzelnes Jahr mit schlechtem Bruterfolg noch nicht verheerend, sagte Oppel. Viele Vögel zögen aus den Erfahrungen Konsequenzen, und siedelten im folgenden Jahr in höheren und geschützteren Lagen.
Zurzeit findet auf Trischen die Massenmauser von mindestens 150.000 Brandgänsen statt. Da sie während des drei- bis vierwöchigen Gefiederwechsels nicht fliegen können, wären auch diese Vögel bei einem starken Hochwasser extrem gefährdet. Im schleswig-holsteinischen Wattenmeer versammelt sich in den Sommermonaten regelmäßig fast der gesamte europäische Bestand an Brandgänsen – sehr zur Freude von Ornithologen. smv