: Die Männerriege abservieren
betr.: „Ist die SPD noch zu retten?“, taz vom 15. 6. 04
Besser wäre zu fragen: „Wer kann oder wer soll die SPD retten?“ Müntefering als Vorsitzender von Partei und Fraktion macht zunächst einmal gar keine so schlechte Figur und ist für den anstehenden Umformungsprozess als Moderator auch unentbehrlich. Er kann den Laden zusammenhalten, so wie dies einst Hans-Jochen Vogel in der gleichen Doppelfunktion nach der Abwahl von Helmut Schmidt als Kanzler getan hat.
Aber noch ist die SPD ja an der Regierung und genau dort liegt das Problem. Die zentralen SPD-Figuren in der Regierung (Schröder, Clement, Stolpe, Eichel, Schily) sind durch die Bank Männer, die weder sexy noch was fürs Herz und erst recht nicht die netten Vorzeigeschwiegersöhne sind, dafür verkünden sie jede Menge Grausamkeiten, also wählt sie auch keiner mehr. Ganz anders bei den Grünen: Dort stehen (nicht nur) in diesen Tagen vornehmlich Frauen in der ersten Reihe (Katrin Göring-Eckardt, Astrid Rothe, Rebecca Harms), die alle eine erkennbare politische Zielsetzung und dazu eine glaubwürdige Biografie haben und das vermittelt in der Summe ein ganz anderes Bild.
Also, auf die Frage „Wer kann die SPD noch retten?“, kann man durchaus mit „Müntefering“ antworten, wenn dieser die o. g. Männerriege abserviert und endlich kompetente und glaubwürdige Frauen (z. B. Renate Schmidt, Ute Vogt) an die zentralen Machtpositionen lässt, und wie weiland Hans-Jochen Vogel begreift, dass die SPD-Zukunft weiblich ist. Unter dessen Vorsitzenden-Zeit hat die SPD nämlich ihre Quote beschlossen. Diese sollte sie jetzt auf den zentralen Positionen verwirklichen.
ALBRECHT BUSCHER, Schwerte