: US-Raketen auf Wohnviertel
Bei dem Angriff auf ein Haus in Falludscha kommen 22 Menschen ums Leben. US-Armee wollte angeblich Sarkawi-Kämpfer treffen. Brigadegeneral widerspricht
BAGDAD ap/afp/rtr ■ In der irakischen Stadt Falludscha sind bei einem US-Luftangriff am Samstag 22 Menschen getötet worden. Die US-Armee hatte von einem Präzisionsschlag gesprochen, der einem Unterschlupf für Kämpfer des Al-Qaida-Verbündeten Abu Mussab al-Sarkawi gegolten habe. Hochrangige irakische Sicherheitskräfte widersprachen dieser Darstellung. Aufgebrachte Einwohner warfen den USA vor, sie hätten mit ihrem Angriff möglichst viele Menschen töten wollen.
Brigadegeneral Nuri Abud sagte gestern, es gebe keine Beweise dafür, dass sich ausländische Kämpfer in dem zerstörten Haus befanden. „Wir haben den Schaden untersucht, wir haben uns die Leichen, darunter Frauen und Kinder, angesehen. Dies war eine Familie.“ Abud ist Mitglied der Falludscha-Brigaden, die im Auftrag der USA in der sunnitischen Rebellenhochburg für Sicherheit sorgen.
In der irakischen Stadt Samarra hat die US-Armee am Sonntag bei einem Luftangriff fünf irakische Polizisten getötet und drei verletzt. Die Sicherheitsbeamten hätten ein Haus von Innenminister Falah al-Nakuib bewacht, als die US-Soldaten die Wachleute aus einem Hubschrauber beschossen, teilte Polizeioffizier Ali al-Darradschi mit. Wenige Stunden zuvor hätten US-Soldaten aus der Luft das zentrale Polizeigebäude von Samarra angegriffen und vollständig zerstört. Bereits am Samstag waren hier zehn Iraker getötet worden, die offenbar ins Kreuzfeuer eines Gefechts zwischen Aufständischen und Soldaten gerieten.
Angesichts der zunehmenden Gewalt kurz vor der Machtübergabe am 30. Juni will Iraks Regierungschef Ajad Allawi alle Sicherheitsdienste des Landes mobilisieren. Gestern gab er die Gründung einer Spezialeinheit zur Bekämpfung von Aufständischen bekannt. Als Sofortmaßnahme werde er ein „effizientes“ Kontroll- und Kommandosystem einrichten, das alle Sicherheitsdienste umfasse.