Europa mit Verfassung, aber ohne einen Chef

Bei der Suche nach einem Nachfolger für den EU-Kommissar Romano Prodi tauchen immer mehr Kandidaten auf

BRÜSSEL afp/taz ■ Nach der historischen Einigung auf eine gemeinsame europäische Verfassung streiten die EU-Staaten jetzt um die Besetzung des Chefpostens in der Kommission. Der irische Regierungschef Bertie Ahern kündigte die Nominierung eines Kandidaten für die Prodi-Nachfolge bis zum Ablauf der irischen Ratspräsidentschaft Ende Juni an. Der Verfassungsgipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel war von einem heftigen Streit um die Besetzung des Chefsessels in der Brüsseler Kommission beherrscht. Die bisherigen Kandidaten, der belgische Regierungschef Guy Verhofstadt und der britische EU-Außenkommissar Chris Patten, sind aus dem Rennen.

Am Samstag zeigte erstmals auch der EU-Außenbeauftragte Javier Solana, der bislang als künftiger EU-Außenminister im Gespräch war, Interesse an dem Amt. Auch der finnische Exministerpräsident Paavo Lipponen fühlt sich offenbar berufen für den EU-Chefposten. Als mögliche Nachfolger Roman Prodis, der im Oktober sein Büro räumt, fielen auch die Namen des französischen Außenministers Michel Barnier und des portugiesischen Regierungschefs José Manuel Durão Barroso. Der luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, Wunschkandidat vieler europäischer Regierungen, lehnte dagegen eine Kandidatur mehrfach ab.

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