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Archiv-Artikel

Lieber forschen als Kinder hüten

Das Land will die Hochschulen zur Kinderbetreuung animieren – doch die hoffen lieber auf Zuschüsse von Eltern und Kommunen. Nur zehn Prozent der Angestellten können ihre Kinder betreuen lassen

VON ANNIKA JOERES

Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft (SPD) macht den NRW-Unis ein Geschenk, das sie nicht wollen: „Es ist mir gelungen, im neuen Hochschulgesetz die Kinderbetreuung als Aufgabe der Hochschulen zu verankern“, sagt Kraft. Damit könnten die Unis ab Januar 2005 Haushaltsmittel für den Nachwuchs ihrer WissenschaftlerInnen einsetzen. Es sei unverzichtbar, Frauen gute Bedingungen für eine erfolgreiche Karriere mit Familie und Kindern zu ermöglichen.

Zusätzliches Geld erhalten die Unis nicht. „An der ein oder anderen Stelle wird das Geld dann fehlen“, sagt Ralf-Michael Weimar, Sprecher des Wissenschaftsministeriums. Aber die Unis sollten doch „kreative Möglichkeiten“ finden, schließlich ginge es darum, gute Köpfe zu gewinnen. Gerade WissenschaftlerInnen aus dem Ausland seien bessere Bedingungen gewöhnt.

Der Platzmangel in den Uni-Kitas in NRW ist enorm: Nach einer Studie des Ministeriums verfügen die NRW-Hochschulen zurzeit über 2.100 Betreuungsplätze in insgesamt 72 Einrichtungen. Der Bedarf liege jedoch ungefähr beim Zehnfachen. Deutlich wird auch, dass der Nachwuchs nur die Karriere der Wissenschaftlerinnen ausbremst: 80 Prozent der Professoren haben Kinder, aber nur 50 Prozent der Professorinnen.

Trotzdem lehnen die Unis die neue Möglichkeit dankend ab. „Jetzt dürfen wir die Betreuung fördern, können es aber nicht,“ sagt der Kanzler der Ruhr-Universität Bochum, Gerhard Möller. Das Budget für Lehre und Forschung sei in den letzten Jahren um zehn Prozent gesunken. Seine Universität könne lediglich Räume zur Verfügung stellen, die Stadt, das Land Nordrhein-Westfalen und die Eltern sollten Geld zuschießen.

Auch andere Unis hoffen auf vermögende Eltern: Kindertageseinrichtungen, Krabbelgruppen und Ferienbetreuung in Essen, Köln, Aachen und Münster werden von den Studierendenwerken und aus Beiträgen der Eltern finanziert. Aber nicht jedeR profitiert. „Jedes zweite Kind müssen wir abweisen“, sagt Christel Hornstein, Gleichstellungsbeauftragte der Uni Wuppertal. Trotzdem ist sie optimistisch. „Auch um WissenschaftlerInnen mit Kindern müssen die Unis in Zukunft konkurrieren.“