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Archiv-Artikel

Projekt unter einigem Vorbehalt

Die Solar Millennium AG will in Spanien zwei solarthermische Kraftwerke bauen. Investoren sind gespannt

Im Herbst soll es in Spanien losgehen: Bei Guadix nördlich der Sierra Nevada will die Solar Millennium AG aus Erlangen mit dem Bau eines Parabolrinnenkraftwerks mit 50 Megawatt Leistung beginnen. Ein zweites Solarkraftwerk gleicher Bauart soll unweit davon Anfang 2005 folgen. Im Jahre 2006, so kündigte die Firma an, werde man beide Kraftwerke ans Netz bringen; dann soll jede Anlage im Jahr 157 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Die Kraftwerke basieren auf rinnenförmigen Spiegeln, die die einfallende Sonnenstrahlung auf eine Linie fokussieren.

Attraktiv wurde das Projekt, nachdem auch in Spanien – ähnlich wie in Deutschland mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) – eine Vergütung für Ökostrom bezahlt wird, die über den Marktpreisen fossil erzeugten Stroms liegt. Per Königlichem Dekret hat Spanien für die ersten 200 Megawatt solarthermischer Kraftwerksleistung eine Einspeisevergütung für 25 Jahre ab Inbetriebnahme festgeschrieben. So erhält der Kraftwerksbetreiber eine Vergütung in Höhe von 300 Prozent eines Referenzpreises, wenn er den Strom direkt dem zuständigen Netzbetreiber überlässt. Der Referenzpreis wird jährlich bestimmt und liegt für 2004 bei etwa 7,2 Cent je Kilowattstunde – womit sich in diesem Fall eine Vergütung von rund 21,6 Cent ergibt. Zum Ausgleich der Inflation soll der Satz jährlich um 1,4 bis 2 Prozent angehoben werden. Von „attraktiven Investitionsbedingungen“ schreibt daher die AG.

Bei den Investoren stießen die sonnigen Perspektiven auf Resonanz. Mehr als 30 Millionen Euro konnte die Solar Millennium in den vergangenen fünf Jahren von Anlegern für ihre Projekte einsammeln; die vorerst letzte Kapitalerhöhung lief bis zum 31. März. Doch ob die „attraktiven Renditen“, mit denen die Firma wirbt, tatsächlich jemals Realität werden, ist trotz der guten Rahmenbedingungen in Spanien fraglich. So ist zum Beispiel keine Auskunft darüber zu bekommen, welcher Anteil der Einlagen bereits durch die hohen Vorlaufkosten aufgefressen wurde.

Die Auskunft wäre interessant, weil unter Branchenkennern die Emissionen von Solar Millennium als riskantes Investment gelten. So brachten zwei frühere Fonds aus gleichem Hause („Solar Century Fonds 1“ und „Solar Millennium Fonds 2“) aus den Jahren 1998 und 2000 den Investoren bisher wenig Freude: Die „prognostizierten“ Ausschüttungen blieben aus. Stattdessen wurden die beiden Fonds, die offensichtlich nicht mehr überlebensfähig waren, in die Solar Millennium AG eingebracht. Die im Jahre 1998 verkündete Rendite vor Steuern von 139 Prozent gab es nur im Anlegerprospekt. Die Investoren erhielten als Gegenwert für ihre Fondsanteile zwar Aktien der Solar Millennium AG, doch deren Wert ist kaum zu ermitteln. Schließlich werden die ausgegebenen Aktien weder an einer Börse noch an einem anderen organisierten Markt gehandelt.

Für die Anleger hängt nun alles davon ab, ob die Projekte jetzt in die Gänge kommen. Der Bau der beiden Kraftwerke könne „nach menschlichem Ermessen als gesichert gelten“, heißt es zwar bei der Solar Millennium AG. Doch Ähnliches hört man schon seit Jahren aus der Firmenzentrale. Schon 1999 hieß es, man habe sogar „Verträge über die Projektentwicklung und den Bau von sechs 50-Megawatt-Kraftwerken abgeschlossen“. Gebaut sind diese bis heute nicht – ohnehin ist von sechs Projekten längst keine Rede mehr. Und selbst für die beiden aktuellen Projekte liegen noch nicht einmal die Baugenehmigungen vor, und auch die Umweltverträglichkeitsprüfungen laufen noch – was die Firma allerdings eine „reine Formsache“ nennt.

Mit Spannung erwartet daher die Welt der Ökofinanzen die weitere Entwicklung. Ob eine erneute Kapitalerhöhung folgen wird, sei noch nicht entschieden, lässt die Firma wissen, auszuschließen sei sie aber nicht. Allerdings war schon die letzte Kapitalerhöhung bei manchem Kenner der Szene auf große Vorbehalte gestoßen. So hält etwa Max Deml, Experte für Grünes Geld und Herausgeber des Fachinformationsdienstes Öko-Invest, die zuletzt für 29 Euro emittierte Solar-Millennium-Aktie für „deutlich zu teuer“.

BERNWARD JANZING