: Deutsche Muttermilch mit Dioxin
Weltgesundheitsorganisation: Deutschland hat die zweithöchste Dioxinbelastung der Muttermilch in Europa. Aktionsplan zur Verbesserung der Umwelt angekündigt
BUDAPEST dpa ■ Deutschland hat nach wie vor die zweithöchste Dioxinbelastung der Muttermilch in Europa. Allerdings ist die durchschnittliche Dioxinmenge von 1988 bis 2002 von 37 auf 12 Pikogramm Dioxin pro Gramm Milchfett gesunken. Das berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem „Atlas über die Gesundheit der Kinder und die Umwelt“, der gestern in Budapest zum Auftakt einer dreitägigen Ministerkonferenz vorgestellt wurde.
In Westeuropa ist die Dioxinbelastung der Muttermilch demnach nach wie vor mehr als doppelt so hoch wie in Osteuropa. Die am stärksten belastete Milch haben die Mütter in den Niederlanden mit 18 Pikogramm Dioxin. Die geringste Belastung – 6 Pikogramm 2002 und damit halb so viel wie 1988 – wurde in Kroatien gemessen, hieß es weiter in dem Bericht. Grund für die Verringerung der Dioxinbelastung in Europa seien fortschrittliche Techniken bei der Müllverbrennung, durch die dieses Gift früher vor allem in die Umwelt gelangt sei, erklärte ein Sprecher der WHO. Weil Dioxin aber schwer abbaubar sei, bleibe es über Jahrzehnte im Nahrungskreislauf erhalten.
Ein ähnliches West-Ost-Gefälle wie bei der Muttermilch spiegelt sich auch in der Dioxinbelastung der Vegetation wider. Im Raum Mitteleuropa einschließlich Griechenland sind es mehr als 1,0 Pikogramm pro Gramm Vegetation, auf dem Balkan 0,6 bis 1,0. Am wenigsten belastet ist die Natur mit diesem Gift in Spanien, auf der skandinavischen Halbinsel und im Raum der früheren Sowjetunion mit weniger als 0,5 Pikogramm, hieß es weiter im WHO-Atlas.
Mit ihrem Aktionsplan zur Verbesserung der Umwelt und der Gesundheit der Kinder in Europa will die WHO die lebensbedrohlichen Einflüsse von Umweltschadstoffen auf Kinder in Europa eindämmen. Es sei inakzeptabel, dass die verletzlichsten Mitglieder der Gesellschaft den Preis für Versäumnisse im Umweltschutz bezahlen, sagte WHO-Generaldirektor Jong Wook Lee zur Eröffnung der Konferenz. Die WHO veröffentlichte im Vorfeld eine Studie, laut der jeder dritte Tod eines Kindes in Europa – rund 100.000 Fälle pro Jahr – auf verschmutzte Umwelt oder auf schwere Verletzungen zurückzuführen ist.