: Die „effektivste Solaranlage“
Die DGS suchte und fand auf etwas eigentümliche Weise „die Sonnenkönigin“
Deutschlands „effektivste Solarstromanlage“ steht im norddeutschen Brockel bei Rotenburg an der Wümme. Das jedenfalls hat die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) ermittelt. Die Anlage habe im vergangenen Jahr „über 1.100 Kilowattstunden pro installiertem Kilowatt“ erbracht, ließ die DGS dieser Tage wissen. Außerdem erfährt man, dass die Anlage des Herstellers Solvis aus Braunschweig auf einer Friedhofskapelle steht und dass sie eine Leistung von 3,2 Kilowatt hat. Das Dach, auf dem die Module untergebracht sind, hat eine Neigung von 50 Grad.
Eine pfiffige Idee von der DGS, die beste, weil ertragreichste Solaranlage in Deutschland zu ermitteln. Nur: Die entscheidenden Dinge des Wettbewerbs erfährt man von den Veranstaltern erst nach hartnäckigem Bohren. Zum Beispiel bei der Frage, ob man den genannten Wert von „über 1.100 Kilowattstunden“ nicht ein wenig präzisieren könne? Nein, den genauen Ertrag teile man nicht mit, lässt Uwe Hartmann, Geschäftsführer des DGS-Landesverbands Berlin-Brandenburg, wissen. Um dann hinzuzufügen: „Sie können auch fast 1.200 Kilowattstunden schreiben.“ Die Solvis-Webseite hat es präziser: 1.048 Kilowattstunden.
Warum so viel Geheimnistuerei? Man habe die faktischen Ertragsdaten der Anlagen korrigiert, kommt zögernd die Erklärung. Man habe also nicht mit den tatsächlichen Werten gerechnet, sondern die Stromerzeugung anhand von meteorologischen Einstrahlungsdaten auf einen Durchschnittsstandort normiert, „damit die Anlagen an sonnenarmen Standorten nicht benachteiligt werden“. Und weil das nur mit einer gewissen Ungenauigkeit möglich sei, nenne man eben keine exakten Werte.
Steht aber nirgends. Auch die Zahl von gerade 55 Teilnehmern, die sich an der Ausschreibung beteiligten, ist erst auf Rückfrage zu hören. Reicht diese Menge aus, um daraus gleich auf „Deutschlands effektivste Solaranlage“ zu schließen? In Berlin bei der DGS jedenfalls ist man mit dem Wettbewerb zufrieden. Es gab natürlich auch einen zweiten Platz, der ins badische Lahr ging, ein ebenfalls zweiter Preis ging an eine Anlage in der Nähe von Emden. BERNWARD JANZING