WOCHENÜBERSICHT: KONZERT : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Es gibt im Moment ja genug Gründe für etwas Ruhe, wo gerade alle an einem zerren: Da ist bis Sonntag noch das Ultraschall-Festival mit den Herausforderungen an Neuer Musik, und auch im Club Transmediale kann man bis Samstag seine Expeditionen auf den experimentellen Tanzboden machen, während nächste Woche am Freitag mit Audio Poverty im Haus der Kulturen der Welt bereits die nächste Konferenz über Musik und Armut auf einen wartet. Nicht zu vergessen die Berlinale, die auch schon mit den Füßen scharrt… ein klein wenig Ruhe also, in der sich dann sogar versteckte Schönheiten finden lassen, die selbst hartgesottene Musikkritiker in Märchenwelten locken. Als eine Stimme für alle die der taz: „Das Duo mit der Sängerin Jana Plewa und dem Gitarristen F.S. Blumm orientiert sich bei seinem Debüt ‚Swaying Boldly Afar‘ fröhlich am verschämten Knuspern und Kratzen von CocoRosie und wühlt sich schamlos durch den Bart von Devandra Banhart. Atmosphärisches Rauschen umfängt zerbrechliche Melodien und einzelne, nahezu verschwindende Geräusche finden sich zu einem ätherischen, entrückten Sound. So fein sind die Arrangements, so hauchzart bisweilen, als wären sie gar nicht vorhanden. Oder nur das Produkt einer Fantasie, eine Märchenwelt aus Tönen.“ Old Splendifolia nennt sich das Berliner Duo, das sein Album nach einer Tour durch Japan (wo sein Plattenlabel ansässig ist) jetzt am Samstag in Berlin im Live At Dot vorstellt. Aber richtig in Ruhe gelassen wird man halt nie, nicht in dieser Welt, die immer auch eine Zumutung ist, von der Gustav in ihren Liedern singt, also Eva Jantschitsch, die den Diskurspop aus österreichischer Perspektive macht und sich dafür sogar Schlagercharme probeweise vor die schlauen Texte hält. Manchmal fast wie die Young Marble Giants in einer Gstanzl-Variante. Mit Band am Dienstag in der Volksbühne.
Old Splendifolia, Semuin: Live at Dot, Sa, 22 Uhr. 6 €
Gustav, Schlammpeitziger: Volksbühne, Di, 20 Uhr. 16/12 €