: Neue Zweifel an Blairs Aussagen
Britischer Premier war angeblich frühzeitig über Kellys BBC-Connection informiert
LONDON dpa ■ In der Affäre um den Tod des Waffenexperten Kelly sind gestern neue Informationen über die Rolle des britischen Premierministers Tony Blair bekannt geworden. Nach einem Bericht der Financial Times wusste Blair schon eine Woche vor dem öffentlichen Bekanntwerden von Kellys Name, dass der Waffenexperte des Verteidigungsministeriums intern zugegeben hatte, dem Sender BBC Informationen zugespielt zu haben. „Blair kann nun genau in die Kette von Ereignissen eingeordnet werden, die zu Kellys Tod geführt haben“, heißt es in dem Blatt.
Kelly war die Quelle für einen BBC-Bericht, der der Regierung in London vorwarf, die Gefahr durch irakische Massenvernichtungswaffen aufgebauscht zu haben. Als dies bekannt wurde, stand Kelly mit einem Schlag im Kreuzfeuer der Politik und der Medien. Es wird angenommen, dass es diese für ihn traumatische Erfahrung war, die ihn in den Selbstmord trieb. Das Verteidigungsministerium muss sich vorwerfen lassen, dafür mitverantwortlich zu sein, weil es Kellys Namen an die Presse durchsickern ließ. Blair hat bisher beteuert, damit nichts zu tun gehabt zu haben. In der Presse werden jedoch starke Zweifel daran geäußert, dass er diese wichtige Frage ganz dem Verteidigungsministerium überließ.
Nach einem Bericht des Daily Telegraph hat die britische Regierung die Bedeutung Kellys stark heruntergespielt, bis sein Name öffentlich bekannt wurde. Sprecher der Regierung hatten mehrmals gesagt, bei der BBC-Quelle handele es sich um einen kleinen Regierungsbeamten, der kaum beurteilen könne, wie die Downing Street mit Geheimdienstinformationen verfahren sei. Tatsächlich galt Kelly als einer der renommiertesten britischen Experten für irakische Massenvernichtungswaffen.