Siedlungen boomen

Zahl der jüdischen Siedler in den Palästinensergebieten ohne Jerusalem steigt auf 231.000. USA verlangen, Bau des Sperrzauns zu stoppen

JERUSALEM dpa/ afp ■ Die Zahl der jüdischen Siedler in den Palästinensergebieten ist ungeachtet des blutigen Konflikts weiter gestiegen. Im Westjordanland und im Gaza-Streifen leben zurzeit nach Angaben des Innenministeriums etwa 231.000 Israelis. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres habe die Zahl der Siedler um über 5.000 zugenommen, teilte der stellvertretende Innenminister Seew Boim vor der Knesset mit. Eine gestern veröffentlichte Umfrage der Friedensbewegung „Frieden jetzt“ ergab, dass mehr als 80 Prozent aller Siedler durchaus bereit wären, das besetzte Gebiet im Rahmen einer Friedenslösung gegen eine Entschädigung zu verlassen.

Der palästinensische Ministerpräsident Mahmud Abbas will bei seinem Gespräch mit US-Präsident George W. Bush an diesem Freitag in Washington darauf drängen, dass Israel den Siedlungsausbau im Rahmen des Friedensprozesses stoppt. Bisher weigert sich die israelische Regierung, den Ausbau zu beenden. Die nach internationalem Recht illegalen Siedlungen gelten als eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten.

In Bezug auf den Bau des umstrittenen Sperrzaunes um das palästinensiche Westjordanland hat die US-Regierung inzwischen offenbar die Haltung der palästinensischen Führung übernommen. Laut einem Bericht des israelischen Rundfunks will Washington Israel dazu bringen, den Bau der Anlage bis auf weiteres aussetzen. Für die Mauer wurden tausende Quadratkilometer palästinensischen Landes enteignet. Die israelische Menschenrechtsorganisation Bezelem hat herausgefunden, dass der Zaun 13 palästinensische Dörfer durchschneidet und in weiteren 36 die Bauern von ihrem Land abgeschnitten werden.

Die israelische Polizei hat gestern einen israelischen Araber erschossen, der in seinem Auto vier palästinensische Arbeiter transportierte. Der Fahrer, ein Beduine, sei trotz des Haltebefehls an einem Posten im Süden Israels weitergefahren, sagte Polizeisprecher Gil Kleiman.