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Archiv-Artikel

Freimarkt: Umzug hinters Übersee?

Bremen braucht noch viel mehr Platz für sein Messezentrum, findet Ex-Staatsrat Frank Haller. Für den Freimarkt, der Erweiterungsplänen im Weg steht, könnte am Güterbahnhof eine neue Heimat sein. Die Gleise nach Oldenburg aber stören

taz ■ Kommt zum alljährlichen und traditionellen Freimarkt-Umzug bald ein echter Umzug auf ein neues Gelände? Jedenfalls geht ein Vorschlag des früheren Wirtschaftsstaatsrates Frank Haller in diese Richtung. In einem Thesen-Papier plädiert Haller, heute Chef des Bremer Institutes für Wirtschaftsforschung, für ein „flächenmäßig spürbar erweitertes“ Messeangebot auf der Bürgerweide. Weil aber die bereits mehrfach erweiterten Messehallen mit dem ebenfalls auf der Bürgerweide ansässigen Freimarkt mittlerweile um jeden Quadratmeter feilschen, müsste dieser einen neuen Standort finden. Laut Haller ist das „im Umfeld des Hauptbahnhofs mindestens gleichwertig möglich“.

Gemeint ist damit die Fläche um den ehemaligen Güterbahnhof. Der langgestreckte Zwickel hinter dem Übersee-Museum und zwischen Breitenweg und Gleisanlage ist mit über 12 Hektar eine der größten innerstädtischen Brachflächen. Den größten Teil davon hat die Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) inzwischen im Auftrag der Stadt von der Bahn erworben. Bloß wofür?

Ein erstes Konzept sah vor fast zehn Jahren den so genannten Promotion-Park vor. Medienbetriebe und Marketing-Firmen sollten hier gemeinsam mit anderen „hochwertigen Dienstleistungen“ ihren citynahen Sitz haben. „Aber das gibt der Markt gar nicht her“, fasst Lutz Ruminski, Sprecher der BIG, den Stand der Dinge zusammen. „Die Vorüberlegungen gehen aber unverändert in Richtung eines Dienstleistungsschwerpunktes“, so Ruminski. Dennoch werde die BIG den Haller-Vorschlag, die Fläche dem Freimarkt zur Verfügung zu stellen, „prüfen“. Schausteller haben sich dazu im Regionalmagazin buten un binnen bereits wohlwollend geäußert. Und die Bremer Messe dürfte ohnehin begeistert sein: Sie hat in der Vergangenheit des Öfteren darauf verwiesen, dass in den veranstaltungsstarken Monaten April und Oktober durch den Freimarkt der Betrieb der Hallen quasi blockiert sei.

Dennoch hat sie mittlerweile ihren Frieden mit dem Freimarkt gemacht. Thorsten Haar, Sprecher der Messe: „Der Freimarkt gehört auf die Bürgerweide, solange es da nicht ernsthaft und im Einvernehmen eine Lösung gibt, ist für uns die Grenze gesetzt.“ Auch einer Erweiterung der Hallenkapazitäten erteilt er derzeit eine Absage: „Wir sind im Moment mit dem Hallenbestand gut aufgestellt.“

Die Präsenz des Messestandortes Bremen hat sich im nationalen Ranking auch durch neue Hallen bislang nicht verbessert. Der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (AUMA) verzeichnet nach wie vor genau eine überregionale Messe in Bremen – das ist die „Fisch International“, die zudem nur in jedem zweiten Jahr stattfindet. Angesichts der Vorsicht, mit der der Bremer Senat in Zukunft neue Investitionen angehen will, ist ein erneuter Ausbau der Messe derzeit nicht wahrscheinlich.

Und auch der Umzug des Freimarktes auf das Güterbahnhof-Gelände hat noch ein paar Haken. Nach wie vor fehlen der BIG rund eineinhalb Hektar der ehemaligen Bahn-Fläche, und das in zentraler Lage hinter dem Übersee-Museum. Sprecher Ruminski ist zwar zuversichtlich, dass die Verhandlungen in den kommenden Wochen abgeschlossen werden können, aber auch dann bleibt ein Problem: Noch zerschneidet das Oldenburger Gleis die Fläche hinterm Güterbahnof – es müsste für eine großflächige Nutzung verlegt werden. Über die Finanzierung einer solchen Umlegung wird seit langem mit Bahn und Bund verhandelt. Als Achterbahn-Strecke kommt das Gleis jedenfalls nicht in Frage. Elke Heyduck