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Archiv-Artikel

heute In der Neuköllner Oper: Weinen mit Erich Kästner, aber nur ganz leise

„Der Mensch ist gut“, ein Kästnerabend mit Johannes Kirchberg, Neuköllner Oper, Karl-Marx-Straße 131,heute, 28. Juli, 20 Uhr, Eintritt frei

Wenn man vielleicht mal zitieren darf: „Als sie einander acht Jahre kannten / (und man darf sagen: sie kannten sich gut), / kam ihre Liebe plötzlich abhanden. / Wie andern Leuten ein Stock oder Hut. / Sie waren traurig, betrugen sich heiter, / versuchten Küsse, als ob nichts sei, / und sahen sich an und wußten nicht weiter. / Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.“ So dichtete Erich Kästner, zu dem manchen ja immer noch nichts weiter als „Emil und die Detektive“ einfällt. Diesen anderen Kästner, dessen Verse oft klingen, als ob jemand weint und dabei versucht zu lächeln, kann man heute Abend in der Neuköllner Oper kennen lernen, wenn Johannes Kirchberg Kästner spricht und singt, am Klavier begleitet von Enrico Wirth. Der Abend steht unter dem Motto „Der Mensch ist gut, drum haut ihm in die Fresse“, und irgendwo versteht man immer noch, was gemeint ist. Auch wenn heute wahrscheinlich keiner mehr behaupten würde, dass der Mensch gut ist. Von unbedinger Zeitlosigkeit dagegen ist der Schluss des bereits zitierten Gedichts „Sachliche Romanze“: „Sie gingen ins kleinste Café am Ort / und rührten in ihren Tassen. / Am Abend saßen sie immer noch dort. / Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort / und konnten es einfach nicht fassen.“