Gegen Abwertung als Neureiche

Betr.: „Baden Senatoren in Blumenthal?“, taz bremen vom 28. Juli 2003

Die Herren Koch und Bullert haben recht, wenn sie feststellen, dass gerade für „Brennpunkte mit sozialen Herausforderungen“ die Offenhaltung der Freibäder unumgänglich ist. Dieses gilt auch für Horn!

In den vergangen Wochen war in den Medien oftmals vom gutbürgerlichen oder gar reichen Stadtteil die Rede. Dieses ist nicht (mehr) der Fall. In den letzten Jahren hat sich die Stadtteilstruktur erheblich verändert. Gerade das Leher Feld oder Teile des Hollergrundes kann man als soziale Brennpunkte bezeichnen. Daher ist es mir wichtig, drei Dinge festzustellen.

1. Unser Kampf wird zum überwiegenden Teil getragen von jungen Familien mit Kindern, die sich nicht zu der bürgerlichen, gutsituierten Schicht zählen können.

2. Die ersten Erfolge die wir in unserem Bäderkampf erzielen konnten, sind nicht dadurch entstanden, dass unser Stadtteil besser ist als die anderen Stadtteile. Sondern dadurch, dass wir uns laut und vielfältig über alle politischen und sonstigen Grenzen hinweg gegen die Schließungsabsichten gewehrt haben.

3. Wir sehen uns nicht in Konkurrenz zu den anderen Bädern und haben dieses auch nie so artikuliert. Wenn es nach uns ginge, sollten alle Bäder in Bremen offen und in staatlicher Hand bleiben. Leider haben wir aber nur die Kraft und Puste, uns in unserem Stadtteil zu vernetzen und den Widerstand zu organisieren.

Wir wehren uns gegen jeden Versuch, unsere Proteste und Aktionen dadurch abzuwerten, dass man uns als bürgerliche Neureiche darstellt, die es mit ihren Forderungen sowieso leichter haben und andere sozial schwächere Gebiete durch uns auf der Strecke bleiben.

Daher liebe Grüne in Blumenthal, schreibt nicht nur Pressemitteilungen, sondern organisiert in Blumenthal den Widerstand gegen die Bäderschließung. Und sollte es gemeinsame Schnittpunkte geben, werden wir gerne mit euch zusammenarbeiten und sicherlich nicht gegen euch sein.

Thorsten Lieder, Bremen