: Eine gigantische Verschwörung
Die Fußball-WM 1958 war nur ein Medienexperiment im weltpolitischen Spiel
Am 29. 6. 1958 trat das schwedische Team im Finale der im eigenen Land ausgerichteten Fußball-WM gegen Brasilien an und verlor relativ deutlich mit 2:5. Alles Lüge – das behaupten jedenfalls die Mitglieder der schwedischen Gruppe „Konspiration 58“, die seit mehr als 45 Jahren Beweise dafür sammeln, dass die angebliche WM „in Wirklichkeit nur ein groß angelegtes Medien-Experiment im weltpolitischen Spiel zwischen den Großmächten war“. Die Fußballspiele haben demnach niemals in Schweden stattgefunden, sondern wurden als Bestandteil eines eiskalt geplanten Drehbuchs an geheimen Orten in den USA inszeniert.
Der zutiefst misstrauische Schwede Jacques de Waern versammelte bereits unmittelbar nach dem Ende der „WM“ 20 Gleichgesinnte um sich und gründete gemeinsam mit ihnen „Konspiration 58“, deren einziger Zweck die Entlarvung der gigantischen Verschwörung ist.
Seine Gruppe trage auch heute noch unermüdlich Puzzlesteinchen für Puzzlesteinchen zusammen, erklärt der alte Herr die Arbeit der 58er. Der entscheidende Durchbruch sei bisher zwar noch nicht gelungen, aber „wir wissen, dass angebliche Augenzeugen, die Medien und die beteiligten Regierungen bis heute alles tun, die WM-Lüge aufrechtzuerhalten“.
Die Hintergründe seien jedoch bereits jetzt klar, sagt de Waern: Vor allem die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten waren während des Kalten Krieges sehr daran interessiert, die Wirkung von in den Massenmedien präsentierten Bildern als Mittel der Beeinflussung zu testen – denn, so das zynische Kalkül der Herrschenden: „Wenn man es schafft, der Welt einzureden, dass ausgerechnet in Schweden eine Fußball-WM stattfindet, dann kann man den Leuten wirklich alles verkaufen!“
Federführend bei der Verschwörung waren neben den USA die anderen Westmächte und die Fifa. Ebenso die global agierenden Fernsehapparate-Hersteller, denen an der Erschließung neuer Absatzmärkte gelegen war, und die sich nach Erkenntnissen von Konspiration 58 bereitwillig auf die in Szene gesetzten Kickereien einließen. Mit Erfolg: Allein in Schweden verdreifachte sich in der Zeit zwischen Eröffnungsfeier und Schlusspfiff die Anzahl der TV-Geräte-Besitzer auf ungefähr 3.000, ein klarer Beweis dafür, „dass die Industrie sich an dieser Verschwörung dumm und dämlich verdiente!“
Die Protagonisten der Verschwörung schweigen jedoch bis heute – und Konspiration 58 sieht keine Chance, die zweifellos von höheren Stellen massiv Eingeschüchterten zum Reden zu bringen. Stattdessen setzen die Mitglieder des Vereins auf die Kraft der von ihnen vorgelegten Beweise – in mühevoller Kleinarbeit tragen sie Indizien zusammen und lassen sie von Experten untersuchen. Mit erstaunlichen Erfolgen:
Ein Foto, auf dem angeblich hinter einem Tor auf ein lohnendes Motiv wartende Bildjournalisten dargestellt werden, konnte als Fälschung entlarvt werden. Konspiration 58 hatte im letzten Jahr kurzerhand an zahlreiche Zeitungen und Nachrichtenagenturen Kopien der Aufnahme geschickt, mit der Bitte, etwaige Mitarbeiter zu identifizieren. Kein einziges Medium konnte –nach nicht einmal 50 Jahren – einen der Fotografen zweifelsfrei als einen eigenen Mitarbeiter benennen. Selbst hartgesottene Verfechter der „Es gab eine WM in Schweden“-Theorie mussten bereits vor diesem überzeugenden Argument kapitulieren.
Auch erhalten gebliebene Standfotos der WM-Übertragungen belegen die These, dass die Fußballweltmeisterschaft nicht in Schweden stattgefunden haben kann: Eine Aufnahme, die angeblich im Göteborger Ullevi-Stadion entstand, zeigt überdeutlich gleich neben der Sportstätte aufragende Wolkenkratzer.
Hochhäuser hat es in diesem Stadtteil jedoch nach Auskunft von Ämtern, Lokalhistorikern, Baufachleuten und Zeitzeugen erwiesenermaßen niemals gegeben – erst ein von Konspiration 58 durchgeführter Vergleich mit historischen Fotos der New Yorker Skyline brachte die Wahrheit ans Licht: Gekickt wurde, vor mit von bezahlten Statisten gefüllten Rängen, definitiv im Big Apple.
Und wohl nicht nur dort: Eine Anfang 1958 angeblich im Rahmen geologischer Untersuchungen entstandene Luftaufnahme des Großraums Los Angeles gehört zu den stärksten Beweisen der WM-Skeptiker. Ganz deutlich ist darauf eine Baustelle zu sehen, die Form der bereits errichteten Fundamente lässt keinen anderen Schluss zu, als dass dort gerade ein Fußballstadion entsteht. „Warum wurde das Gebäude in einer menschenleeren Gegend errichtet – und warum war das Fotografieren dort verboten?“, fragen die Schweden-WM-Skeptiker seither, doch sie stoßen mit ihren Fragen stets auf eine Mauer des Schweigens.
Möglicherweise wird die WM-Verschwörung aber dennoch bald unter der erdrückenden Last der von Konspiration 58 erbrachten Beweise zusammenbrechen. Jaques de Waerns Mitstreitern gelang schließlich gerade erst ein sensationeller Coup: Sie analysierten Szenenfotos der angeblichen Weltmeisterschaft und machten dabei eine unglaubliche Entdeckung: Die Verschwörer hatten schlichtweg vergessen, die Spielerschatten an den skandinavischen Sonnenstand anzupassen. Mittels komplizierter meteorologisch-planetarischer Berechnungen konnte so nachgewiesen werden, dass die angeblich in Schweden aktiven Kicker definitiv nicht in Europa nach dem Ball traten. Die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften wird wohl bald umgeschrieben werden müssen.
ELKE WITTICH