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Archiv-Artikel

Ehrliche Preise eben

Mit Taschengeld ist das nicht zu machen: Die Angebote im Hamburger Ferienpass für Schüler sind teilweise sehr teuer. Veranstalter sehen trotzdem einen „Run“ auf das seit drei Jahrzehnten bestehende Programm, weil viele nicht in Urlaub fahren

„Die Preise spiegeln die ökonomische Situation“: Michael Conrad

von Kaija Kutter

Puh, endlich Ferien. Doch, oh Schreck: Auf der ersten Seite des Kinderferienpasses blickt uns Alexandra Dinges-Dierig entgegen. Die parteilose Schulsenatorin preist dort im Vorwort ein „buntes Programm“ und verspricht Hamburgs Schülern „abwechslungsreiche Ferien“ zu „gewohnt günstigen Preisen“. Und getreu dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“, rät sie insbesondere bei Kursen mit begrenzten Teilnehmerzahlen zur schnellen Anmeldung.

Guter Tipp. Es fehlt hier allerdings der verantwortungsvolle Hinweis, zunächst einmal mit den Eltern über mehr Taschengeld zu verhandeln. Oder zumindest darüber, was sie so springen lassen würden dafür, dass ihre Sprösslinge in den Ferien beschäftigt sind. Denn die Ermäßigungen des Ferienpasses, eines 80 Seiten dicken Heftes mit über 300 Angeboten von 180 Veranstaltern, sind keineswegs üppig. Das von Pädagogen empfohlene Taschengeld liegt zwischen 12,50 Euro für Zehn- und 25 Euro für 15-Jährige pro Monat. Dieses Limit überschreitet der Ferienpass gewaltig.

Eng wird es schon bei Grundlegendem wie Schwimmen und Bahnfahren. Der HVV bietet in den sechs Wochen Ferien für 18,50 Euro nur ein Ticket für drei Wochen an. Und dies gilt auch nicht am Wochenende und nicht vor 9 Uhr, obwohl beispielsweise ein Ruderkurs schon um diese Zeit startet. Und konnten Kinder in früheren Jahren in allen städtischen Bädern mit Ferienpass vergünstigt schwimmen, so gibt es im Sommer 2004 nur bei drei Bädern 50 Cent Ermäßigung. Dies sei so, weil die Bildungsbehörde die Zuschüsse kürzte, erklärt „Bäderland“-Sprecherin Kirsten Morisse, die den normalen Freibadeintritt von 1,30 Euro für vertretbar hält. Dies nützt den Kindern aber in diesem Regensommer wenig. Anschaulich in D-Mark-Währung umgerechnet, bedeutet dies bei Freizeithallenbädern wie Bondenwald oder Alsterschwimmhalle einen Eintritt von 4,80 Mark. Bleibt das Kind länger als 90 Minuten, sind es gar 5,60 Mark.

Doch die Jüngeren haben sich wahrscheinlich schon besser an die Euro-Umstellung ohne die heimliche Umrechnerei gewöhnt. Sie denken nicht, dass sie fünf Mark, sondern nur 2,50 Euro dafür bezahlen, dass ihnen ein Mensch auf einem Bio-Hof am Stadtrand im Tross mit anderen Kindern die Landwirtschaft erklärt. Auch bei den Museen gibt es nichts geschenkt. Für einen einwöchigen Vormittagskurs sind dort schon mal 48 Euro zu zahlen, weil Personal- und Sachkosten über den Eintritt beglichen werden.

Es gibt in dem bunten Katalog, den das „Jugendinformationszentrum“ (JIZ) der Bildungsbehörde für Hamburgs Schüler zusammengestellt hat, noch ganz andere Preise. Ein zwölfstündiger Sportworkshop kostet zum Beispiel 75 Euro (150 Mark), ein einwöchiges Medienabenteuercamp ist „exlusiv mit Ferienpass“ für 220 Euro zu haben. Ein zweitägiges Indianercamp ist für 62 Euro zu buchen, ein halber Tag Schauspieltraining für 40 Euro. Und wenn Väter mit Kind zwei Tage lang mal richtig bildhauern wollen, zahlen sie dank Ferienpass 215 statt 310 Euro.

„Wir als Stadt subventionieren die Kurse nicht. Wir handeln nur mit den Veranstaltern Rabbate aus“, erklärt JIZ-Mitarbeiter Michael Conrad. Mit anderen Worten: Für die Gratisreklame im Pass gehen die Anbieter im Preis etwas runter. Und manche Kurse entstehen überhaupt nur, weil es den Ferienpass gibt. Dabei sei es bei vielen Veranstaltern die „eigene ökonomische Situation, die durchschlägt. Den Kindern da etwas vorzumachen, wäre nicht ehrlich“. Zudem koste ein Dom-Besuch ja auch viel Geld.

Die teuren Angebote aus dem Heft auszusparen, findet Conrad falsch: „Das Heft bietet einen Überblick über Hamburgs Kinderkultur.“ Allerdings führt der JIZ-Mitarbeiter die hohe Nachfrage in diesem Jahr auch auf die „ökonomische Lage“ zurück, weil viele Familie nicht wegfahren.

Freilich gibt es auch eine Palette von günstigen Angeboten in dem Heft. Ein Kanu-Verleiher bietet beispielsweise wochentags einen Rabatt von 50 Prozent. Und auch viele Sportvereine nutzen die Chancen zur Nachwuchswerbung und bieten günstig oder gar gratis Kurse an.

Manche Preise stimmen auch nicht. So bietet das Museum für Kunst und Gewerbe Bastelkurse für drei statt 4,20 Euro pro Kind an. Der Mann am Museumstelefon fand das nicht tragisch: „Dann freuen die sich an der Kasse, dass es günstiger ist.“