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Archiv-Artikel

Grüne Geldanlagen helfen gegen Krise

Ethisch-ökologisch orientierte Geldinstitute behaupten sich trotz Finanzkrise: Umweltbank und GLS erfolgreich

BANKEN-RETTUNG MIT DER KANZLERIN

Die Bundesregierung will heute bei einem Spitzentreffen über den Einstieg bei der Hypo Real Estate und die gewaltigen Probleme der Banken mit faulen Wertpapieren beraten. An dem Gespräch im Kanzleramt sollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) teilnehmen. Zudem vertreten: Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU), Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sowie Justizministerin Brigitte Zypries (SPD). Auch Kanzleramtsminister Thomas de Maizière (CDU) soll kommen. Noch gibt es in der Regierung Vorbehalte gegen ein Gesetz zur Verstaatlichung von Banken und Enteignung von Alt-Aktionären gegen Entschädigung. Für eine Mehrheitsübernahme des Bundes an der Hypo Real Estate (HRE) müsste das Finanzmarktstabilisierungsgesetz für den Bankenrettungsschirm SoFFin geändert werden. Die Regierung arbeitet zudem an Möglichkeiten, damit die deutschen Banken ihre faulen Wertpapiere in „Bad Banks“ (Zweckgesellschaften) auslagern können. DPA

BOCHUM taz ■ Von der Finanz- und Wirtschaftskrise verunsicherte VerbraucherInnen wechseln offenbar verstärkt zu Kreditinstituten mit nachhaltigen Geschäftsmodellen. So konnte die auf ökologische Projekte spezialisierte Nürnberger Umweltbank ihre Bilanzsumme im vergangenen Jahr um 12,9 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro steigern. Die Zahl der Kunden kletterte um mehr als 10.000 auf über 70.000. Diese sorgten für einen Jahresüberschuss von rund 6,7 Millionen Euro. Das geht aus den vorläufigen Geschäftszahlen für 2008 hervor, die das erst 1997 gegründete Institut am Dienstag vorgelegt hat.

Auch das Kreditvolumen der Umweltbank wuchs um über 20 Prozent und überstieg damit erstmals die Milliardengrenze. Trotz Krise habe sein Institut nur geringe Ausfälle erlitten, sagte Umweltbank-Sprecher Alexander Stark zur taz: „Unseren Krediten für Windkraft- oder Solaranlagen steht mit der Einspeisevergütung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz immer ein Gegenwert gegenüber.“ Außerdem sei die Bank nur in der Bundesrepublik aktiv und verzichte auf spekulative Anlageformen wie Optionsgeschäfte oder Derivate. Stattdessen finanziert die Förderbank ausschließlich Umweltprojekte: Im Jahr 2008 gingen 47 Prozent der Kredite in Solaranlagen, gefolgt von ökologischen Baufinanzierungen mit 29 und Wind- und Wasserkraftprojekten mit 16 Prozent. Geldanlagen bei der Umweltbank unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung. Diese deckt aktuell 90 Prozents des Werts, maximal aber 20.000 Euro ab. Als Reaktion auf die Finanzkrise hatten CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) allerdings bereits im Oktober erklärt, die Bundesrepublik garantiere alle Einlagen bei deutschen Banken in unbegrenzter Höhe.

Von der Verunsicherung der VerbraucherInnnen profitieren konnte offenbar auch die im Verbund der genossenschaftlichen Volksbanken und Raiffeisenbanken agierende Bochumer GLS-Bank. „Wir stehen trotz Finanzkrise sehr gut da“, so ein Sprecher des nach ökologisch-ethischen Maßstäben wirtschaftenden Instituts. Genaue Zahlen will die GLS am Donnerstag bekannt geben.

Auch werben die Zentralbanken des Genossenschaftsverbunds verstärkt um Mittelständler, die angesichts der Krise Schwierigkeiten haben, bei privaten Großbanken Kredite aufzunehmen: Erst Mitte Januar hatte der Volksbanken-Verbund die Schaffung eines Sonderkreditfonds angekündigt, der mit 1 Milliarde Euro ausgestattet werden soll. ANDREAS WYPUTTA