Zwei Fourniret-Opfer gefunden

Fahnder entdecken Leichen auf Grundstück des mutmaßlichen Serienmörders. Der Fall deckt auch Mängel in der länderübergreifenden Justizkooperation auf

REIMS/ BRÜSSEL dpa/ afp ■ Der mutmaßliche Serienmörder Michel Fourniret hat die Polizei zu zwei auf dem Grundstück seines Schlosses in Nordfrankreich verscharrten Leichen geführt. 15 Jahre nach ihrem Verschwinden seien die mit 12 Jahren ermordete Belgierin Elisabeth Brichet und die 22-jährige Französin Jeanne-Marie Desramault identifiziert worden, so der Generalstaatsanwalt von Reims, Yves Charpenel.

Das 200-köpfige belgisch-französische Polizeiteam werde weitersuchen, um die übrigen Opfer Fournirets zu bergen. Bisher ist nicht geklärt, wie viele Menschen der 62-jährige Franzose getötet hat. Zugegeben hat er, dass er sieben Mädchen vergewaltigte und ermordete sowie zwei Erwachsenen ermordete. Seine Ehefrau Monique Olivier lastet ihm einen weiteren Mord an. Das Ehepaar wurden am Freitag lediglich wegen der Entführung von Brichet angeklagt. In der Hoffnung auf Strafmilderung beschuldigte Olivier ihren Mann der Morde.

Indes wird angesichts des Falls Fourniret die Kritik an der Zusammenarbeit von Justiz- und Polizeibehörden zwischen europäischen Ländern laut. Kommentatoren belgischer und französischer Zeitungen bemängelten, dass Informationen über Straftäter nur auf Anfrage zwischen den Staaten ausgetauscht werden. So konnte es geschehen, dass Fourniret, der in seiner Heimat Frankreich ein langes, einschlägiges Vorstrafenregister hat, sich in Belgien niederließ und dort als unbescholtener Mann lebte. Der gelernte Förster arbeitete in Sart-Custinne als Hilfskraft in einer Schule. „Kaum hat Belgien die Affäre Dutroux hinter sich gelassen, da wird das Land in denselben Sumpf gestürzt“, beklagte der Brüssler Le Soir. Auch in Deutschland löst der Fall Kritik an der europäischen Polizeikooperation aus. FDP-Chef Guido Westerwelle und der rechtspolitische Sprecher der CDU, Norbert Röttgen, forderten die Einführung eines polizeilichen Führungszeugnisses für die gesamte EU.

Nachdem Fourniret 1987 aus der Haft wegen Vergewaltigungen vorzeitig entlassen wurde, begann er nach eigener Aussage mit dem Morden. Er bezog das Schloss in den Ardennen, das er aus einem von einem Mithäftling geklauten Goldschatz bezahlt habe, so Fourniret.