: Weiterkämpfen!
betr.: „Leben im Frauenfeindesland“, Schlagloch von Viola Roggenkamp, taz vom 30. 7. 03
Da jammert die Republik, die Deutschen würden aussterben, aber nur 4,5 Prozent der deutschen Unternehmen tun was für die Frauenförderung? Und ich dachte schon, das sei ein bedauerlicher Einzelfall, geschehen bei einer Bank im rabenschwarzen, schwäbischen Stuttgart:
Eine junge Bekannte, von Beruf Bankkaufrau, 22 Jahre jung, dynamisch, aufstrebend, erzählte mir jüngst dies: Auf die Frage des obersten Chefs an den Leiter ihrer Bankfiliale, was denn für die Zukunft der betreffenden jungen Kollegin geplant sei, habe dieser geantwortet: Jetzt bekommt sie ihren allgemeinen Lehrgang, dann folgt der „SF“ (spezieller Lehrgang) – oder sie wird schwanger! Andere kleine Anekdote, selbe Bank: Eine Kollegin, 26 Jahre alt, wird schwanger. Der Bauch ist noch kaum sichtbar, die Niederkunft dauert noch ein Weilchen. Zeit genug also, die Seminare zu belegen, die für die junge Dame vorgesehen sind. Hat sie zumindest gedacht. Damit, dass ihr Vorgesetzter die Kurse mutterschaftshalber wieder streichen würde, hätte die junge Bänkerin in guter Hoffnung nicht einmal geträumt. Tja, da vergeht die Lust aufs Kinderkriegen fürs Vaterland.
Offenbar ist diese frauen- und kinderfeindliche Einstellung aber kein bedauerlicher Einzelfall aus dem Land, wo alles gekonnt wird außer Hochdeutsch. Über Viola Roggenkamps Artikel bin ich (allein erzogen habend, eine erwachsene Tochter, schon immer berufstätig gewesen und deshalb auch ständig am Improvisieren) entsetzt. Sollte sich in all den Jahren unermüdlicher Kämpfe nichts geändert haben? Ich hab das zum Glück hinter mir, für die jungen Frauen heißt es aber: Weiterkämpfen.
ILONA CROTOGINO, Waldenbuch
Männer sind es, die unter dem Frauenförderwahn zu leiden haben. Unter Jugendlichen ist die Männerarbeitslosigkeit fast doppelt so hoch wie die der Frauen. Auch insgesamt liegt die Arbeitslosenquote der Männer zirka 40 Prozent höher. Männerförderpläne wären das Gebot der Stunde. Frauen haben heute die besseren Bildungs- und Einstellungschancen, die Mehrzahl der AbiturientInnen ist weiblich – dank der überwiegend weiblichen PädagogInnen vom Kindergarten bis zum Abitur. Wäre hier nicht eine Quote sinnvoll? 50 Prozent aller Lehrerstellen nur für Männer?Aber nein – Frauen sind ja die armen Opfer und müssen bis in alle Ewigkeit gefördert werden.
ANDREAS KONZELMANN, Homburg
Feine Gesellschaft. Mit solcher Ignoranz befindet sich Rot-Grün im Bund in feiner Gesellschaft mit Schwarz-Gelb in Sachsen-Anhalt: Dort wurden jüngst mit einem „Investitionsförderungsgesetz“ die Paragrafen 20 a und 20 b aus dem Frauenfördergesetz gestrichen. Es ging dort um Frauenförderung in der Privatwirtschaft mittels öffentlicher Auftragsvergabe und Förderprogrammen. Das fiel allerdings nicht weiter auf: Ohnehin war der besagte Paragraf seit seinem Inkrafttreten 1997 nie in Anwendung gekommen, weder bei Rot-Grün noch bei Rot-Rot.
Und immer noch glauben die Frauen, die „es“ geschafft haben, sie verdankten das allein ihrer Leistungsfähigkeit, zum Beispiel Frau BM Schmidt. Und die, die „es“ nicht schaffen, meinen, sie seien selbst daran schuld. Sind sie? Wogegen aufbegehren?
ELKE SCHILLING, EBENDORF