Die gesamte Ostsee sehen

Eine EU-Konferenz in Rostock beschäftigt sich mit Ökologie und Ökonomie in und an der Ostsee. Schweden fordert eine erneute Umweltprüfung für russische Gaspipeline nach Mecklenburg. WWF vermisst die ganzheitliche Sichtweise

Die Staaten an der Ostsee sollten gemeinsam handeln und dabei Umweltbelange nicht außer Acht lassen. Das forderte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) am Donnerstag in Rostock bei der Eröffnung einer zweitägigen Konferenz zur langfristigen Strategie der EU im baltischen Raum. „Für die Ostsee sind wir alle miteinander verantwortlich. Wir sollten auch als Wettbewerber untereinander stets das Ganze im Auge behalten“, sagte Seidel. Ziel der zweitägigen Konferenz ist die Weiterentwicklung des EU-Binnenmeeres zu einer „ausgewogenen und blühenden Wirtschaftsregion“.

Die für Regionalpolitik zuständige polnische EU-Kommissarin Danuta Hübner ließ keinen Zweifel an ihren Zielen: „Es geht um ein schnelleres Wachstum, es geht darum, dass investiert wird“, sagte sie. Das beziehe sich aber auch auf „grüne Technologien“. Schwedens Europaministerin Cecilia Malmström forderte hingegen in deutlichen Worten, dass Umweltfragen beim Bau der geplanten Ostsee-Pipeline eine wichtigere Rolle spielen müssten. Die Unterlagen des Konsortiums Nord Stream, zu dem der russische Staatskonzern Gazprom, die deutschen Unternehmen Eon und BASF sowie der niederländische Versorger Gasunie gehören, müssten einer erneuten Prüfung unterzogen werden. Durch die Ostsee-Pipeline soll russisches Erdgas nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern gepumpt werden.

„Wir brauchen eine Gesamtbetrachtung und gemeinsame Planungsziele von Ökologie und Ökonomie der Ostsee“, sagte der Leiter des Ostseebüros des World Wide Fund for Nature (WWF) in Stralsund, Jochen Lamp, am Rande der Konferenz. „Dabei müssen alle Nutzungen, von der Energiegewinnung über Fischerei, Schifffahrt und Pipeline-Bau bis hin zur Einrichtung von Schongebieten, in den Planungen berücksichtigt werden“, betonte der Umweltexperte.

Zwar sei die EU im Ostseeraum bereits auf einem guten Weg. „Aber die Länder müssen auch den Willen zur Umsetzung aufbringen, damit nicht ein politischer Papiertiger daraus entsteht.“ SVEN-MICHAEL VEIT