WOCHENÜBERSICHT: KONZERT : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
So viel öffentliches Nachdenken über Musik war schon lange nicht mehr, angefangen vor drei Wochen im HAU mit dem Kongress „Dancing with myself“, dessen Diskussion anschließend weitergereicht wurde zum Club Transmediale, und ab heutigen Freitag steht mit Audio Poverty im Haus der Kulturen der Welt eine weitere Konferenz über Musik und Armut an, wobei es bei dieser von Björn Gottstein und Ekkehard Ehlers konzipierten dreitägigen Veranstaltung nicht allein um die ökonomische Problemzone gehen soll, in die sich wenigstens die für den Verkauf bestimmte Musik in Folge ihrer Digitalisierung bugsiert hat, sondern auch um die bis dato höchstens mal vom Rand her eingeworfene Frage, wie sich diese Verarmung oder Armut denn im Ästhetischen abbilden könnte. Was neben Erörterungen in Vorträgen und Diskussionen auch in musikalischen Versuchsanordnungen durchgespielt wird. Dafür haben sich zum Beispiel fünf Musiker für vier Tage in ein buddhistisches Kloster zum Fasten und Meditieren zurückgezogen, um den von Karlheinz Stockhausen geforderten Zustand geistiger und körperlicher Leere zu erreichen, den er sich beim Spiel seiner Komposition „Aus den sieben Tagen“ wünscht und aus der am Samstag der Satz „Goldstaub“ aufgeführt wird. Auch Diedrich Diederichsen ist natürlich ein Audio-Poverty-Gast, gleichfalls am Samstag, wenn er in seinem Vortrag „I fought the law, and the law won“ auf die Perspektiven der Popkultur eingeht. Wobei schon mal klar ist, dass einer wie Wreckless Eric immer weitermachen wird, solange er nur noch einen Fetzen Seele hat, den er sich aus dem Leib singen kann, vorzugsweise bei seinem unsterblichen Semihit „Whole Wide World“, die er durchkämmen will, um sie zu finden, was er nun mit Amy Rigby wohl getan hat. Am Mittwoch treten beide gemeinsam im Privatclub auf. Es gibt keinen Pop, außer man tut ihn.
Audio Poverty: Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10. Fr.–So., www.hkw.de, www.audiopoverty.de
Wreckless Eric & Amy Rigby: Privatclub, Pücklerstraße 34. Mi., 21 Uhr. VVK: 12 €