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Archiv-Artikel

Fürs Weihnachtsgeld zu ver.di?

Bremens Gewerkschafter sind zufrieden: Die Tarifpolitik von Bund und Ländern hat ver.di vergangenen Monat Rekordzuwächse bei den Mitgliedern beschert

Von ede

Bremen taz ■ Den Gewerkschaften laufen die Mitglieder weg? Nicht im ver.di-Bezirk Bremen. Hier herrscht quasi Krisengewinnlerstimmung. Denn seit die Tarifgemeinschaft der Länder die Tarifverträge über Weihnachts- und Urlaubsgeld zum 30. Juni und 31. Juli gekündigt hat und drastische Einschnitte durchsetzen will, verzeichnet ver.di-Bezirkschef Wolfgang Schäfer ungewohnten Zulauf.

Nach seinen Angaben ist die Zahl von 45.000 ver.di Mitgliedern im Land Bremen – davon rund 12.000 im öffentlichen Dienst – allein im Juli um rund 350 Neuzugänge gewachsen. „Alles Angestellte aus dem öffentlichen Dienst“, legt er diesen Zuspruch als Protest gegen den staatlich angekündigten Griff in die privaten Urlaubs- und Weihnachtskassen aus.

Die vom Bremer Senat geplante Senkung des Weihnachtsgelds von 80 auf künftig 60 Prozent eines Monatsgehalts will ver.di nicht mitmachen. Solange sie einer Änderung nicht zustimmt, gilt Bestandschutz – und damit die alten Tarifregeln. Ausgenommen sind davon Angestellten-Arbeitsverträge, die nach Juni/Juli geschlossen wurden. Für diese Gruppe hat der Finanzsenator daher schon das Null-Weihnachtsgeld beschlossen – so lange bis die Gewerkschaft am Verhandlungstisch neuen Tarifregeln mit gesenkten Bezügen zustimmt, die dann für alle verbindlich wären.

Ver.di sieht sich dadurch als „Geisel“ missbraucht. Der Senat wolle so Unfrieden unter neuen und alten Beschäftigten stiften und die Gewerkschaft „niederringen“, schimpft ver.di-Bezirkschef Schäfer und prognostiziert einen „heißen Herbst“. Wobei er nicht verhehlt, dass es da noch ein paar kleine Einschränkungen gibt: Mit einem gewerkschaftlichen Organisationsgrad von 30 Prozent, wie derzeit im öffentlichen Dienst, „käme man in der freien Wirtschaft nicht weit“, orakelt er. ede