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Archiv-Artikel

Schwarz-grüner Streit um 11.9.

Am 11. September wollen die Jungen Grünen im Herzogtum Lauenburg gegen die Atomkraft demonstrieren. Die CDU-Parteijugend findet die Wahl des Termins „pietätlos“

Hamburg taz ■ Die Jungen Grünen des Kreises Herzogtum Lauenburg haben ihre „Krümmelmonstertour“ begonnen. Abschluss dieser Anti-Atomkraft-Aktion soll eine Demonstration vor dem Atomkraftwerk Krümmel bei Geesthacht am 11. September sein. „Wir haben diesen Tag gewählt, um gezielt auf die Gefahren hinzuweisen, die im Falle eines Anschlags vom AKW und dem Zwischenlager ausgehen“, so Anna Godzik, Mitinitiatorin der Tour.

Das Datum ist auf Seiten der lokalen Jungen Union auf starke Kritik gestoßen. Die erwog zunächst eine Klage vor dem Verfassungsgericht. „Einen solchen Tag auszuwählen, an dem mehr als 3.000 Menschen dem Terror zum Opfer gefallen sind, ist äußerst pietätlos gegenüber den Hinterbliebenen“, sagt Patrick Pietruck, Vorsitzender der Jungen Union im Kreis Herzogtum Lauenburg.

Die „Krümmelmonstertour“ wird im August unter anderem in Lübeck, Hamburg und Geesthacht fortgesetzt. In Strahlenschutzanzügen verteilen die jungen AktivistInnen Flugblätter und aus Keksen gebastelte Mini-Atomkraftwerke – passend zum Krümelmonster aus der Sesamstrasse, dem Namensgeber der Aktion. Eine Landkarte auf dem Flyer soll die Tragweite eines Unfalls oder Anschlags verdeutlichen. Im Falle eines GAUs wäre die Umgebung von Geesthacht im Radius von 30 Kilometern gefährdet. Neben Jesteburg, Ahrensburg, Mölln und Lüneburg falle auch Hamburg in die Gefahrenzone.

Konstantin von Notz von den Grünen kritisiert, dass das Kraftwerk Krümmel lediglich gegen zufällige Flugzeugabstürze von kleinen Maschinen geschützt sei, eine Möglichkeit der Abschaltung des Systems im Gefahrenfall gebe es nicht. Die Hallen des im Bau befindlichen Zwischenlagers würden nicht gegen panzerbrechende Waffen gesichert. „Das AKW Krümmel hat im Vergleich zu anderen Reaktoren genügend Sicherheitsmaßnahmen“, so dagegen Sven Minge von der Jungen Union. Es würden keine Besuchertouren mehr gestattet und das Einfliegen von Flugzeugen sei nicht möglich.

In einer geheimen Studie der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) wurde im Auftrag des Bundesumweltministeriums festgestellt, dass die Schutzhülle des Atomkraftwerks Krümmel einem Aufprall eines Phantom-Jets standhalten würde. Wenn jedoch eine große Maschine, wie ein Airbus 340, in den Reaktor einschlüge, geriete das Kraftwerk außer Kontrolle (taz berichtete).

Die Vorwürfe der Jungen Union, es sei geschmacklos, den 11. September für eigene Zwecke zu instrumentalisieren, sind nach Ansicht der grünen Jugend nicht haltbar: „Es geht uns ja gerade darum, diesen Tag, an dem so Schreckliches passiert ist, zu benutzen, um deutlich zu machen, dass so etwas nicht noch einmal passieren darf“, so Anna Godzik über die Vorwürfe.

Auf Nachfrage der taz erklärte die Junge Union gestern, dass sie nach einer juristischen Beratung die beabsichtigte Klage fallenlasse, da sie aussichtslos wäre. „Schade“, findet das Konstantin von Notz: „Eine bessere PR hätten wir nicht bekommen können.“ Kathleen Fietz