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Archiv-Artikel

Deutschland jagt den Hitzerekord

Ernteverluste, Ozonalarm, sich ausbreitende Waldbrände – Meteorologen sagen kein Ende des schönen Wetters voraus

Von RENI

BERLIN dpa/taz ■ Des einen Fluch, des anderen Segen: Während Deutschlands Bauern unter der anhaltenden Dürre leiden, können sich Sonnenfreunde diese Woche auf Temperaturen bis 40 Grad freuen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes aus Offenbach kann dabei sogar der deutsche Hitzerekord erreicht werden: Im Juli 1983 waren im bayerischen Gärmersdorf 40,2 Grad gemessen worden. Unterdessen klagen die Bauern im Osten und Südosten Deutschlands über extreme Ernteausfälle. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes sind der Trockenheit in Sachsen und Sachsen-Anhalt bis zu 60 Prozent der Getreideernte, in Brandenburg stellenweise sogar über 80 Prozent zum Opfer gefallen.

Angefacht von schnell drehenden Winden und extremer Trockenheit griffen die Waldbrände in Portugal auf 15 der 18 Regionen über. Neun Menschen starben dort seit vergangener Woche in den Flammen. Auf einer Krisensitzung wollte die Regierung gestern den Katastrophenzustand ausrufen. In Spanien brannten mehr als 12.000 Hektar. Mittel aus dem EU-Solidaritätsfonds wollte die EU-Kommission für die Waldbrandregionen zunächst nicht bereitstellen. Weil noch kein Mitgliedstaat eine Anfrage eingereicht habe, „stellt sich die Frage noch nicht“, sagte eine Sprecherin.

Wegen der anhaltenden Hitze sind die Ozonwerte im Westen und Südwesten Deutschlands stark angestiegen. Nach Angaben des Umweltbundesamtes wurde in weiten Teilen von Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland der kritische Grenzwert von 180 Mikrogramm überschritten. In einzelnen Gebieten sollten laut der Prognose vereinzelt sogar Spitzenwerte von bis zu 260 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erreicht werden. Noch vor vier Jahren wäre dort ein Fahrverbot ausgesprochen worden, gesetzlicher Grenzwert dafür war seinerzeit 240 Mikrogramm. Weil aber das deutsche Sommersmoggesetz 1999 ausgelaufen ist und eine neue EU-Richtlinie in Deutschland noch nicht in Kraft ist, darf weitergerast werden. RENI

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