Hobbykickern bleibt nur das Bier in der Dusche

Der Berliner Fußballverband lässt die zweiten Mannschaften nicht mehr im Landespokal mitspielen. Die Basis rebelliert

Bernd Wusterhausen fühlt sich nicht wohl in seiner Rolle als angehender Buhmann. „Ich weiß schon, was kommt“, grummelt der Funktionär des Berliner Fußballverbandes (BFV). Die Vereinigung der Amateurkicker hat beschlossen, keine zweiten Mannschaften der Clubs am populären Wettbwerb um den Oddset-Cup teilnehmen zu lassen. „Das wird Geschrei geben“, ahnt Spielleiter Wusterhausen, der sich – zu Recht – auf heftige Kritik von der Basis einstellt.

Mit einem Verwaltungsakt zerstört der BFV den Traum vieler Feierabendsportler. Nämlich den, im Landespokal Geschichte zu schreiben. Einmal in dem traditionsreichen Finale zu stehen, einmal im Jahnsportpark vor 1.000 oder mehr Augenzeugen einem Favoriten die sicher geglaubte Siegestrophäe entreißen – dafür waren viele Kickergilden bereit, sich zu schinden. Ganz zu schweigen von der lukrativen Qualifikation für den DFB-Pokal, die pro Verein 50.000 Euro Gage garantiert.

Gingen vor Jahresfrist noch 352 Teams an den Pokalstart, so werden es in der bevorstehenden 1. Reformrunde lediglich 185 Teams sein. „Damit straffen wir den Terminplan, denn wir sparen eine Runde“, so Wusterhausen. „Ich sehe den Sinn nicht“, poltert dagegen Peter Anthony, Präsident von Tennis Borussia. Auch die in die Landesliga eingestuften Reserve-Borussen, die in der Vergangenheit die eine oder andere Überraschung zu Stande brachten, erhielten vom Verband die rote Karte. „Das ist eine BFV-Entscheidung, die wieder nicht von der Basis getragen wird“, schimpft Anthony. Wusterhausens Argument des gestrafften Terminkalenders hält er zynisch entgegen: „Keine Mannschaft aus dem Oddset-Pokal muss im Europapokal starten oder Nationalspieler abstellen.“ Anthonys Verdacht: „Die Macht von Hertha BSC im Verband ist sehr groß.“

Ein Nadelstich, der bei BFV-Mann Wusterhausen sitzt. Denn der Pokalspielleiter fungiert in Personalunion als Geschäftsführer in der Amateurabteilung des Bundesliga-Clubs. Die Herthaner aber bleiben – als einziger Verein – von der Pokalrevolution verschont. „Die Hertha-Amateure dürfen weiter im Oddset-Pokal starten, denn sie gelten als erste Mannschaft. Schließlich sind die Hertha-Profis automatisch außen vor“, begründet Wusterhausen die Extrawurst.

Beim 1. FC Union in Köpenick, derzeit zweitbeste Fußball-Adresse der Stadt, glaubt man nicht an Charlottenburger Ränkespiele zwischen Hertha und TeBe: „Ich würde mich wundern, wenn die Reform auf eine Hertha-Initiative zurückginge“, erklärt Sprecher Lars Töffling. An der Kritik des 1. FCU am Streichkonzert im Pokal ändert dies nichts. „Bedauerlich und unnötig“, findet Töffling den BFV-Schnitt und argumentiert: „Unsere Zweite hat gezeigt, dass sie im Stande ist, etwas zu leisten.“

Bis in das Achtelfinale schafften es die „Eisernen“-Reservisten 2002/2003 und räumten auf dem Weg zunächst gar die favorisierten Hertha-Amateure weg – bis der BFV Unions 1:0-Sieg wegen des regelwidrigen Einsatzes zweier Berufskicker in einen Hertha-Triumph umwandelte. Der Bundesliga-Nachwuchs setzte sich letztlich durch einen 3:0-Erfolg im Jahnsportpark gegen den SV Yesilyurt die Krone auf.JÜRGEN SCHULZ