: ♀ + ♂ = Begegnung der dritten Art
Zum Abschluss der Frühlingsstaffel der Vortragsreihe „Universum® Science Time“ referierte die Bremer Biologin Beate Fox über ein Bestseller-Thema: „Männer denken anders – Frauen auch?“. Resümee: Unterschiede zwischen Individuen sind viel größer
Bremen taz ■ Was Männer und Frauen gemeinsam haben? „Kinder, bestenfalls“, raunte es aus dem überfüllten Vortragssaal im Bauch des Universums. Der Unterschied der Geschlechter sei halt nur in den wenigen Praxismomenten sexuellen Glücks zu überwinden. Im Küchenalltagsleben lasse sich nur trefflich kabbeln um die amüsanten Thesen zur Unvereinbarkeit des (fleischeslustig) männlichen und (ordnungsfimmelig) weiblichen Prinzips. Licht in den Rollenklischee-Dschungel wollte die Bremer Biologin Beate Fox bringen. Ihr Referat aus der Kampfzone heterosexuellen Gezänks trug den Titel „Männer denken anders – Frauen auch?“.
Nach 30 Jahren Feminismus hat sich einiges geändert. Einst verkündete Alice „Emma“ Schwarzer, Männlichkeit und Weiblichkeit seien Kultur, nicht Natur – also Ideologie für die erzwungene Identifikation mit Herrschaft (Mann) und Unterwerfung (Frau). Heute liegt der Versuch, die eigene Identität übers Geschlecht zu definieren, wieder voll im Trend. Wann ist ein Mann ein Mann? Wie wird eine Frau zur Frau? Die Antwort liefern Beziehungsratgeber.
Wie verstehe ich das unbekannte Wesen, das mir da die Bettdecke wegzerrt? Gibt es überhaupt eine gemeinsame Sprache? Verneint wurde dies bereits vom US-Buchhitparaden-Autor John Gray: Männer seien Mars-Menschen, Frauen stammten vom Venus-Hügel, für eine Verständigung seien die kulturellen Unterschiede einfach zu groß. Wolfgang Hars betitelt seinen deutschen Bestseller „Männer wollen nur das Eine und Frauen reden sowieso zu viel“. Das australische Ehepaar Allan & Barbara Pease gibt mit ihrem globalen Nr.-1-Schmöker „Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können“ Stand und Niveau der Diskussion wieder. Die Bremerin Fox unterbot am Dienstagabend im Universum locker beides, weil sie nicht mehr wagte, als aus diesen volkstümlichen Publikationen zu zitieren – im Stil einer Sek-I-Lehrerin.
Die Sache mit den Frauen habe vor allem einen Haken, erklärte die Referentin. Nämlich den, der aus dem männlichen Y- ein weibliches X-Chromosom mache. Außerdem sei Masse nicht gleich Klasse. Männer hätten zwar zehn Prozent mehr Gehirnmasse, aber schlauer seien sie deswegen nicht. Nur anders. Auch wenn ihnen ein paar Gefühle zugesprochen werden müssten, würden sie als rücksichtslos stark gelten, müssten raus in die Welt und regieren. Frauen aber gelten als rührend mitfühlend, müssten also rein in die Klinik und Krankenschwester werden.
Der lustigen Beispiele hatte Fox noch viele. Frauen allein in der Großstadt? Nie finden sie zum Hotel zurück, ergehen sich in unbegrenzter Shopping-Kondition und beobachten endlos Klitzekleinigkeiten. Männer allein irgendwo? Immer können sie sofort die Himmelsrichtungen bestimmen. Und ins Hotel kehren sie mit dem Taxi heim.
Männer, so die Referentin, seien die Zurechtfinder mit dem exzellenten räumlichen Vorstellungsvermögen. Sie haben den Über-, Frauen den Detailblick. Soweit die unterhaltsame Poesie der Rollenklischees.
Zur modischen Erklärung bedient sich Fox bei der Theorie des Ehepaars Pease: Der Unterschied der Geschlechter basiere auf einem evolutionären Programm. Männer mussten sich als tolldreiste Jäger immer gut zurechtfinden und im dreidimensionalen Raum die Abstände zu den Beutetieren abschätzen. Frauen hockten derweil mit den Kindern in der Höhle, kamen nur mal an die frische Luft, um haarscharfen Blicks für den Beeren-Nachtisch zu sorgen. Die Welt habe sich seither zwar gewandelt, das Gehirn funktioniere aber immer noch nach dem Steinzeit-Muster. „Aber Gehirn ist kein Schicksal.“ Auch Frauen könnten lernen, rückwärts einzuparken.
Fox‘ Fazit: keine Panik vor dem Lebenspartner. Die Unterschiede zwischen Individuen seien größer als die zwischen den Geschlechtern. „Wir glauben an das Gute. Auch im Manne“, so die letzten Worte dieser „Universum® Science Time“-Vortragsreihe, die seit Mai dieses Jahres eine feminine Sicht auf Wissenschaft zu präsentieren versucht. fis
Wegen großer Nachfrage wird die Veranstaltung am 20. Juli, 19 Uhr, im Universum wiederholt. Eintritt frei!