: Staatliches Sicherheitskonzept für die RAF
Kulturstaatsministerin Weiss stellt neue Bedingungen an die RAF-Ausstellung – die allerdings weitenteils die alten sind
BERLIN taz ■ Die staatliche Förderung der in Berlin geplanten Ausstellung über die Geschichte der RAF und ihre Darstellung in der Kunst ist weiterhin fraglich. Kulturstaatsministerin Christina Weiss macht die bereits bewilligten 100.000 Euro aus dem Hauptstadtkulturfonds von einem überarbeiteten Konzept, dem Verzicht auf den ihrer Ansicht nach unklaren Titel „Mythos RAF“ und der Zusammenarbeit mit Angehörigen der RAF-Opfer abhängig. Sie verlangt zudem, dass die für Ende 2004 geplante Ausstellung in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) erarbeitet wird. Eine Sprecherin von Weiss erklärte, dass man vor drei Wochen beim Hauptstadtkulturfonds angefragt habe, wie es mit diesen Forderungen stehe. „Jetzt warten wir ab“, so die Sprecherin zur taz.
Die Forderungen von Weiss sind zum größeren Teil weder neu noch strittig. Auch die Macher der Ausstellung, die Berliner Kunst-Werke, hatten mehrfach erklärt, dass ihnen an der Kooperation mit der Bundeszentrale und dem HIS gelegen ist und sie Angehörige der RAF-Opfer mittlerweile angeschrieben haben.
Offenkundig dient der Brief an den Hauptstadtkulturfonds dazu, sich nach der Aufregung um die Ausstellung vor einigen Wochen nochmals abzusichern. Der Eindruck, den Nachrichtenagenturen gestern verbreiteten, dass die Ausstellung jetzt, anders als vor vier Wochen, fundamental in Frage steht, ist insofern voreilig. Weiss, so ihre Sprecherin, verlange auch keineswegs, wie einige Agenturen gemeldet hatten, dass das HIS und die Bundeszentrale als Mitveranstalter der Ausstellung auftreten – was in der Tat das mögliche Ende der Ausstellung wäre. Doch Weiss will nur, dass etwa HIS-Mitarbeiter Wolfgang Kraushaar für den historischen Teil der Ausstellung verantwortlich sei. Das war ohnehin geplant.
Anders liegt die Sache bei der Bundeszentrale für politische Bildung. Deren Chef, Thomas Krüger, sagte, er befürworte nachdrücklich eine fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der RAF. Vor einer Beteiligung müsse über das Konzept aber erst in den Aufsichtsgremien der Bundeszentrale beraten werden, in denen alle Parteien vertreten sind. Das scheint der einzig neue, bemerkenswerte Fakt zu sein: die indirekte Kopplung der Förderung an das Ja dieser Aufsichtsratsgremien.
Nun sind alle Beteiligten, auch die Kunst-Werke in Berlin, bemüht, die Wogen zu glätten. Weiss versicherte Guido Westerwelle, der eine parlamentarische Anfrage gestellt hatte, dass „keine Ausstellung gefördert werden darf, bei der die Gefahr besteht, dass die RAF verklärt werden könnte“. Ein ungewöhnlicher Anspruch für eine Ausstellung, die nicht zuletzt aus Kunstwerken bestehen soll. Im September wollen die Kunst-Werke ihr Konzept der Öffentlichkeit vorstellen. Dann wird sich zeigen, ob der Wille, bloß nichts falsch zu machen und so viele Sicherungen wie möglich einzubauen, der alle Beteiligten erfasst zu haben scheint, auch eine intelligente, produktive Konzeption hervorbringt. STEFAN REINECKE
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