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Archiv-Artikel

Bundeskabarettstelle

Seit über 15 Jahren beherrscht das Pantheon die Kabarettszene in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn. Die Bühne gilt immer noch als politisch, trotz der Verödung im Regierungsviertel

VON PETER ORTMANN

Träge fließt Vater Rhein. Verwaist sind viele repräsentative Bürohochhäuser. Gut zu sichernde Botschaften stehen zum Verkauf. Es ist richtig still geworden in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn.

Nur am Bundeskanzlerplatz will keine Ruhe einkehren. Hier findet der Wanderer das Pantheon, eine der bekanntesten Kabarett- und Comedy-Bühnen des deutschsprachigen Raums. Hier wird der Theaterpreis Prix Pantheon vergeben, der so manche Karriere in Rollen brachte, aber hier findet auch die inzwischen zum Kult avancierte alternative Karnevalsrevue „Pink Punk Pantheon“ statt. Und die vor 17 Jahren von Rita Baus und Rainer Pause noch zu Kohls Zeiten gegründete Bühne ist politisch immer noch aktiv. Neben dem Programm, das für volle Stuhlreihen sorgt, ist Chefin Baus immer für experimentelle Newcomer zu sprechen. So war sie die erste, die Helge Schneider außerhalb des Ruhrgebiets auf die Bühne brachte. Selbst Wolfgang Neuss hatte 1987 das Gruß-Video „Danke Helmut“ zur Eröffnung geschickt. Dabei sein konnte der Mann mit der Trommel aus gesundheitlichen Gründen nicht.

Durch den Umzug der Bundesregierung nach Berlin ist es nicht einfacher geworden. Aufsehen erregte man damals mit einer gestellten Liveübertragung aus dem ehemaligen Plenarsaal. Doch auch heute quatscht keiner im Pantheon Opern. So heißt die gemeinsame Veranstaltungsreihe mit dem Theater Bonn in der Oper. Nach der Sommerpause sind hier Marlene Jaschke, Bruno Jonas und Hape Kerkeling zu sehen. Grund für die Veranstaltungsreihe ist der Umstand, dass die Grenzen zwischen Komödie und Kabarett, Musiktheater und Musikkabarett längst fließend geworden sind. Die Künstler der Bühnen und Clubs erobern die großen Häuser. Die „Hallen“ des Pantheon sind dem Ansturm nicht gewachsen. Doch die Oper mit ihrem Chef Klaus Weise ist für diesen Trend wie geschaffen. Über 12.000 Besucher wurden bereits bei vergangenen Auftritten von den Missfits, Gerhard Polt und Roger Willemsen bereits gezählt.

Der Herbst wird in Bonn auch von den satirischen Lesetagen des Pantheon beherrscht. Hier kommen unter anderen Max Goldt, Wiglaf Droste und Hannelore Hoger zu Wort. Unter der Überschrift „Außen rot und innen. . .“. präsentiert die vielseitige Schauspielerin am 19. September mit dem Pianisten Professor Joachim Kuntzsch und dem Schauspieler Dietmar Mues zu Musik von Hanns Eisler Lieder, Gedichte und Texte von Kurt Tucholsky.

www.pantheon.de