Wir bauen durch bis morgen früh

Lastwagen rumpeln durch die Nachbarschaft: Das Elbe-Einkaufszentrum in Groß Flottbek wird um ein Drittel erweitert. Den Vorschriften zum Trotz sind nachts Bauarbeiten ausgeführt worden

VON GERNOT KNÖDLER

Bei der Erweiterung des Elbe-Einkaufszentrums (EEZ) sind Vorschriften zum Schutz der Nachbarschaft nicht eingehalten worden. Die Lieferlaster rumpelten durch eine angrenzende Wohnstraße. Mitten in der Nacht wurden Maschinen betankt, es wurde Schrott entsorgt und Kehrmaschinen verrichteten ihr segensreiches, aber auch geräuschvolles Werk. So hat es der Anwohner Rudi Winschel protokolliert und wird darin vom Senat und der Betreiberin des Einkaufszentrums im Prinzip auch bestätigt. Künftig soll Ruhe sein.

Wie viele Einkaufszentren in der Stadt gehört das EEZ der Otto-Tochter ECE. 120 Geschäfte mit 33.000 Quadratmetern Verkaufsfläche versorgen hier den Hamburger Westen. Nach Firmenangaben soll das Einkaufszentrum bis zum Spätsommer 2010 um 10.000 Quadratmeter erweitert werden, 50 Geschäfte kommen hinzu. Eine Parkpalette erhöht die Zahl der Autostellplätze von 2.000 auf 2.200. Knapp 100 Millionen Euro lässt sich die ECE diese Erweiterung kosten. „Arbeiten im Bestand sind unglaublich teuer“, sagt ECE-Sprecher Christian Stamerjohanns. „Wie müssen sicherstellen, dass die Läden erreichbar bleiben.“

Die Großbaustelle quält Winschel schon seit Oktober. Für das Wochenende vom 7. bis 9. November notiert er: „Arbeiten im EEZ-Ladebereich die ganzen Nächte und den ganzen Sonntag durch – Befüllung von Container mit Stahlschrott – Kompressor läuft ununterbrochen – stetes Warngeräusch wie LKW-Rückwärtsfahren.“ Am 27. um 4.40 Uhr betankt ein Laster Baumaschinen. Am 2. Dezember werden um 5.30 Uhr Baumaschinen geliefert. Am 6. Januar protokolliert er um 5.15 Uhr „lautes Gerumpel und Geschepper“ beim Entladen.

Winschel hat auch festgehalten, wie er versuchte, sich zu wehren. Er rief immer wieder die Polizei auf die Baustelle, stellte Strafanzeige und rief bei Ämtern an. Trotzdem hat es bis Anfang Februar gedauert, bis nachts Ruhe war.

Die Baufirmen seien von Anfang an darauf verpflichtet worden, zwischen 20 und sieben Uhr die Nachtruhe einzuhalten, versichert Centermanager Thomas Krause. Dies sei aber nicht in allen Fällen geschehen. „Das haben wir inzwischen aber abgestellt“, sagt Krause. Weil es sich um ein verzweigtes Bauvorhaben mit vielen Beteiligten handele, sei es nicht leicht gewesen, das durchzusetzen.

Den Lastern sei die Fahrt durch die Nachbarschaft verboten worden. Die ECE könne aber nicht selbst den Verkehr regeln. Sie halte engen Kontakt mit der Polizei, was die Stadtentwicklungsbehörde auch bestätigt.

Die Behörde habe erst Anfang Januar von den Misständen erfahren, sagt deren Sprecher Enno Isermann. Winschel habe „grundsätzlich richtig gehandelt“, indem er die Polizei gerufen habe. Das Problem des nächtlichen Baustellenlärms sei jetzt ja gelöst.

Winschel ist gespannt, ob das auf Dauer der Fall sein wird. Erstmal kämpft er darum, am Tag stundenweise von übermäßigem Krach verschont zu werden.