Wagenburg soll Sportplatz weichen

In Friedrichshain soll eine neue Sportanlage entstehen – ausgerechnet auf dem Platz, wo derzeit eine Wagenburg steht

Sitzungen des Ausschusses für Stadtplanung finden meist wenig Beachtung. Doch am heutigen Mittwoch dürfte das Interesse des ab 18 Uhr im Bezirksamt von Friedrichshain-Kreuzberg tagenden Gremiums groß sein. Der Grund ist der Tagesordnungspunkt 4 mit dem auf den ersten Blick unverfänglichen Titel „Neubau einer Sportanlage Revaler Straße“.

Monika Frehse befürchtet dadurch den Verlust ihrer Wohnung. Sie lebt wie rund 30 andere Menschen in der Wagenburg Laster- und Hänger auf dem Gelände der Revaler Ecke Modersohnstraße in Friedrichshain. „Gemocht oder akzeptiert vom Großteil der NachbarInnen, geduldet vom Bezirksamt“, sagt Frehse. Die BewohnerInnen fürchten, dass das Amt nun die Weichen für die Räumung stellt. Die geplante Sportanlage soll auf dem Areal der Wagenburg errichtet werden.

Die Auseinandersetzungen ziehe sich schon seit mehreren Jahren hin, moniert der Berliner Sportbund (LSB) und drängt auf eine Entscheidung. Die 1,3 Millionen Euro, die der Senat dafür zur Verfügung stellen wollte, seien längst in andere Bezirke geflossen. Weil durch das zweite Konjunkturpaket des Bundes erneut Geld in den Bezirk fließt, ist die Errichtung der Sportanlage wieder auf die Agenda des Ausschusses gekommen.

„Wir fragen den Bezirk, warum er eine Fläche für einen Sportplatz ausweist und sich dann nicht um die Umsetzung kümmert“, sagt Peter Hahn vom LSB. Sein Verband habe nichts gegen Wagenburgen. Doch es sei Aufgabe des Bezirks, beiden Seiten gerecht zu werden.

Ob es am Mittwoch zu der Weichenstellung kommt, ist allerdings offen. Der Fraktionsvorsitzender der Grünen in Friedrichhain-Kreuzberg, Daniel Wesener, betont, dass seine Fraktion den Verbleib der Wagenburg auf dem Gelände unterstützt. Es dürfe keine Verdrängung alternativer Projekte geben. Dieser Meinung ist auch Halina Wawzyniak vom Bezirksverband der Linken. In einer Pressemitteilung spricht sie sich gegen eine Vorentscheidung durch die BVV aus, die das Ende der Wagenburg bedeuten könne. Sie rät zur Vertagung. „Bis zum Jahr 2011 sollten sowohl das Bezirksamt als auch die Bewohner von ‚Hänger und Laster‘ nach alternativen Standorten für Wohnwagensiedlung und Sportplatz suchen“, betont Wawzyniak. Das wird offenbar in großen Teilen ihrer Fraktion anders gesehen. Eine Delegation der WagenburgbewohnerInnen hatte am Montag eine Fraktionssitzung der Linken besucht. „Uns wurde klar gesagt, dass ein Sportplatz wichtiger ist als eine Wagenburg“, sagte ein Teilnehmer des Treffens der taz. PETER NOWAK