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Archiv-Artikel

Schnellstmöglich gesucht: BVG-Kontrolleur

Private Jobvermittler versuchen, Kontrolleure zu werben. Die Branche hält sich angesichts der Debatte bedeckt. Die Löhne sind mit 5,52 Euro in der Stunde nicht gerade üppig. Beim Ausbildungsprozedere herrscht teilweise Chaos

Mit Stellenanzeigen („Fahrausweiskontrolleure für die BVG gesucht …“) werben private Jobvermittler in Berliner Zeitungen für das Berufsbild, das im Moment heftig in der Kritik steht. Angesichts der öffentlichen Diskussion um die Praktiken der BVG-Kontrolleure hält man sich dort mit Kommentaren jedoch zurück. Bei der Vermittlungsfirma Jump wollte man sich gestern gegenüber der taz nicht zu Bewerbertests oder Einstellungskriterien äußern.

Wenn man sich als Bewerberin ausgibt, bekommt man Informationen: Potenzielle Kontrolleure müssten ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und mindestens 21 Jahre alt sein, um als Fahrkartenkontrolleur an ein privates Sicherheitunternehmen weitergeleitet zu werden. Bevorzugt werden Bewerber mit abgeschlossener Ausbildung oder beruflicher Erfahrung mit Menschen. Als weitere Hürde fordert die Firma einen so genannten 34a-Schein, bei der IHK zu absolvieren, in dem Probanden lernen sollen, in Kontrollsituationen angemessen und verhältnismäßig zu reagieren. Kostenpunkt: 350 Euro.

Laut IHK Sachbearbeiterin Astrid Kriener ist stattdessen seit dem 1. Januar die Absolvierung einer sehr viel strengeren, so genannten Sachkundeprüfung (150 Euro) Pflicht. Auf diese Prüfung muss man sich in Eigenregie vorbereiten. Eine Tatsache, die bei vielen Sicherheitsfirmen aber noch nicht angekommen ist – es herrscht Chaos. „Manche verlangen sie, andere nicht“, sagt Kriener. „Korrekt ist das nicht.“ Der 34a-Schein ist mit der neuen Regelung hinfällig.

Die BVG hat unter anderem die private Sicherheitsfirma GSE mit den Kontrollen betraut. Die Verkehrsbetriebe lassen Bewerber dieses Unternehmens durch Schulungen laufen: Eine Woche Recht, Psychologie und Verhalten im Gleisbereich. Am Ende führt die BVG einen Test durch – wer ihn erfolgreich absolviert, bekommt den internen Vermerk „Prüfung bestanden“.

Jetzt ist man Kontrolleur: Als Angestellter einer privaten Sicherheitsfirma wie der GSE. Das sind Kontrolleure, die sich in Zivilkleidung unter die Fahrgäste mischen. Der Verdienst bei der GSE ist nicht gerade üppig: 5,52 Euro, wie in der Branche üblich, plus eines BVG-Tarifbonus von 1,02 Euro die Stunde. Im Monat macht das rund 1.000 Euro netto, berichtet ein Insider der Branche. Zuschläge gibt es für Nachtarbeit und an Feiertagen. Gearbeitet wird in Teams bis zu 12 Leuten, eine Schicht dauert in der Regel 9 Stunden. Frühaufsteher kontrollieren von 7.30 bis 16.30 Uhr, die letzte Nachtschicht dauert von 24 bis 7 Uhr. Auch Aufstiegschancen bietet das Sicherheitsunternehmen: Man kann sich vom Teamleiter zum Schichtleiter und Einsatzleiter hocharbeiten.

CHRISTIN GRÜNFELD