: Der neue Umweltliebling ist der alte
Verkehrsclub Deutschland stellt neue Auto-Umweltliste vor. Nach dieser bleibt der Lupo Spitze, nur bei Familienautos änderte sich etwas Grundsätzliches. Verkehrsclub fordert mehr Engagement und einen Kohlendioxid-Emissionsgrenzwert für Autos
aus Berlin HANNA GERSMANN
Bei den Familienautos tut sich was: Ford zum Beispiel bringt einen Focus mit Partikelfilter heraus, Opel einen Astra Caravan mit Erdgasantrieb. „Das sind wahre Qualitätssprünge“, schwärmt Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Und für ihn sind sie die heimlichen Stars der neuen Auto-Umweltliste, die der VCD gestern in Berlin vorstellte. Auf den ersten Plätzen landeten dennoch die Kleinwagen.
Allerdings ruhen sich die Autobauer zurzeit aus, wenn es um die Pkw geht, die auf 100 Kilometern nur drei Liter Diesel oder fünf Liter Benzin verbrauchen. „Da hat sich nicht viel getan“, sagt Lottsiepen. So verwundert nicht, dass der neue Spitzenreiter der mehr als 360 getesteten Automodelle der Alte ist: Der VW Lupo 1,4 FSI, ein Benziner mit Direkteinspritzung. Zu 40 Prozent geht der Spritverbrauch in die Bewertung ein, zu 35 der Schadstoffausstoß, zu 20 die Belastung durch Lärm und zu 10 die für die Natur. Und der Lupo verbraucht 4,9 Liter auf 100 Kilometer. Mit 15.400 Euro hat er aber auch seinen Preis. Knapp hinter dem Wolfsburger, auf Platz zwei, landet der Daihatsu Cuore. Er ist für die Hälfte zu haben.
Der Volkswagenkonzern stand schon mal besser da. Letztes Jahr lagen Drei-Liter-Lupo und Audi A2 1.2 TDI noch unter den Topten. Nun rutschten die Diesel auf Platz 11 und 12. Grund: Sie haben keinen Partikelfilter, stoßen so tausendmal mehr Krebs erzeugende Rußteilchen aus wie etwa ein Peugeot derselben Klasse. Lottsiepen warnt, wer solche Autos heute kaufe, müsse damit rechnen, sie in drei Jahren nur schwer wieder verkaufen zu können. Denn dann sei der Filter voraussichtlich Standard.
Dann also Ford? Die Kölner kommen im Oktober mit ihrem Focus C Max 1.6 TDCI. Er ist der erste Diesel weltweit, der den Abgasgrenzwert Euro 4 einhält und einen Rußfilter hat. Der VCD kürt ihn zum zweitbesten Familienauto. Platz eins geht in dieser Kategorie an den Erdgasangetriebenen und damit lärm- und schadstoffarmen Opel Astra 1.6 Caravan. Zum großen Auto rät der VCD aber nicht. Lottsiepen: „Leihen sie sich bei Bedarf ein Großes, kaufen Sie sich ein Kleines.“
Noch immer seien die Autos zu schnell, zu schwer, zu luxuriös. Im Schnitt schlucken sie 7 Liter – Verbrauch von Klimaanlage oder Fensterhebern nicht eingerechnet. „Da muss was passieren“, sagt VCD-Geschäftsführer René Waßmer. Der Verkehr blase heute 10 Prozent mehr Kohlendioxid in die Luft als 1990. Das laufe dem Ziel der rot-grünen Koalition, den Ausstoß des Treibhausgases bis 2005 um 25 Prozent zu senken, zuwider. Waßmer fordert einen CO2-Grenzwert für Autos. Die Idee ist nicht neu. Allein: Sie gefällt bislang weder Autoindustrie noch Regierung.