Kartoffelchips zum Frühstück

Fast jedes fünfte Kind leidet unter Übergewicht: Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften startet Pilotprojekt zur Gesundheitsförderung an Grundschulen

Dass die Weltgesundheitsorganisation „Fettleibigkeit“ als Epidemie eingestuft hat, hat nichts daran geändert, dass auch in Hamburg manche Kinder zum Frühstück eine Tüte Chips verzehren. Übergewicht aber kann schon bei Kindern Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck verursachen – zusätzlich zu den psychischen Problemen durch die Hänselei der MitschülerInnen. Um dem entgegenzuwirken, hat die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) zusammen mit der Techniker Krankenkasse (TK) ein Pilotprojekt zur Gesundheitsförderung an 14 Hamburger Grundschulen gestartet. Durch dieses soll das Ernährungsbewusstsein der Kinder und ihrer Eltern gestärkt, aber auch die Struktur der Schulen gesundheitsfördernd verändert werden.

Fast jedes fünfte Kind in Hamburg leidet schon im Grundschulalter an Übergewicht. Die Ursache: Falsche Ernährung oder Bewegungsarmut. Während ihres auf vier Jahre konzipierten Projektes werden sich die GesundheitswissenschaftlerInnen der HAW deshalb darum kümmern, dass die Themen Ernährung, Bewegung und Stress auf die Stundenpläne im Unterricht gesetzt werden. Andererseits werden auch die Schulen selbst daraufhin überprüft, inwieweit sie gesundheitsförderndes Verhalten unterstützen können.

Zunächst wird dafür an den Grundschulen eine Bestandsaufnahme gemacht. Feststellen sollen die WissenschaftlerInnen beispielsweise, ob viele Mädchen und Jungen ohne Frühstück zum Unterricht kommen und in der Pause in der Klasse bleiben, statt zum Spielen auf den Hof zu gehen. Anschließend werden für die einzelnen Schulen Lösungen erarbeitet: Denkbar wäre, das Angebot am Schulkiosk zu verändern oder die Räume so zu gestalten, dass die Kinder zu mehr Bewegung animiert werden.

Die Schulen liegen über das ganze Stadtgebiet verteilt und stellen laut TK-Sprecherin Michaela Speldrich auch ein repräsentatives Abbild aller sozialen Schichten dar. Sie hofft, dass nach Abschluss des Projektes nicht mehr die Situation auf Schulhöfen Alltag ist, die sie in Vorbereitung der Studie auf dem Pausenhof einer Wilstorfer Grundschule beobachten musste: Dort griff ein Junge in der Frühstückspause in die Chipstüte, und nebenan löffelte ein Mädchen eine Instantsuppe – trocken, ohne Wasser. ELKE SPANNER