: Auffanglager in Nordafrika
betr.: „Schily: Schwarze in die Wüste“ u. a., taz vom 21. 7. 04 ff.
Dass diese Lager die Flüchtlinge davon abhalten werden, sich trotz der ihnen bekannten Gefahren einer Überquerung des Mittelmeers auf einem Schrottkahn oder in einem Schlauchboot auf den Weg nach Europa zu machen, kann doch weder Frau Merkel noch sonst jemand ernsthaft glauben, angesichts der tausenden, die bereits ertrunken sind. Und wie soll das konkret aussehen? Da kommt ein erschöpfter Eritreer oder Sudanese am Eingang eines solchen Lagers am Rand der Wüste – sagen wir in Libyen – an, wo ihn ein freundlicher UNHCR-Pförtner willkommen heißt und nach seinen Personalien fragt, ihm einen Schlafplatz in einem Zelt oder einer Baracke zuweist und ihn über die Essenszeiten informiert. Daraufhin kommt ein von der EU entsandter Menschenrechtsberater und nimmt seinen Asylantrag entgegen, der dann geprüft wird. Wann, wo und von wem?
Wahrscheinlich kommt der Flüchtling gar nicht bis zum Lager, da er keine Papiere hat (er ist aus seinem Land geflohen und hat weder eine Ausreisegenehmigung noch ein gültiges Einreisevisum) und somit beim Betreten libyschen Territoriums als illegal Einreisender verhaftet wird. […]
2002 sind mehrere hundert eritreische Bootsflüchtlinge vor Malta gestrandet, wo sie in Lagern gefangen gehalten wurden, ehe die Mehrzahl von ihnen zwangsweise nach Eritrea zurückgebracht wurde und bei ihrer Ankunft sofort festgenommen, inhaftiert und gefoltert wurde.
Es ist absolut zynisch, in diesem Zusammenhang von einer „Alternative zum Ertrinken“ zu sprechen, wie es die CDU-Politikerin Barbara John tut. Bleibt zu hoffen, dass sich die BefürworterInnen der Idee solcher Lager erst einmal gründlich über die Beweggründe informieren, welche die Menschen dazu bringen, sich auf diesen gefährlichen Weg zu machen, um dann nach Mitteln und Wegen zu suchen, dabei zu helfen, die Fluchtgründe abzuschaffen. Das wäre eine sowohl humanitäre als auch vernünftige Lösung.
EVA-MARIA BRUCHHAUS