Fans tragen nach

Die Fans des Wuppertaler SV demonstrieren für den gefeurten Trainer Georg Kreß. Ideenloses Team verliert

WUPPERTAL taz ■ Dass die Fans des WSV nachtragend sein können, erfuhr am Samstag wieder einmal das Präsidium des Traditionsvereins, der jetzt offiziell Wuppertaler SV Borussia heißt. Schon vor dem Anpfiff der Heimpartie gegen den FC St. Pauli (0:1) zum Auftakt der Regionalliga-Saison 2004/05 setzte es lautstarke Proteste gegen die Personalpolitik des allmächtigen Präsidenten Friedhelm Runge und eines seiner Vorstandsmitglieder. Runge hatte sich in der Sommerpause nach zwei erfolgreichen Jahren von dem bei den Fans außerordentlich beliebten Ex-Trainer Georg Kreß getrennt. Daran war der Bochumer allerdings nicht ganz unschuldig, denn er hatte nach diversen Meinungsverschiedenheiten in Personalfragen um vorzeitige Auflösung seines bis 2005 datierten Vertrages gebeten und wollte nach einer Krankmeldung schließlich seinen Dienst wieder aufnehmen. Die Tatsache, dass ihr „König Kreß“ (eine Fangruppierung verkaufte sogar T-Shirts mit dem Konterfei von Kreß mit Krone) nun nicht mehr Trainer ist, animierte die Fans auch dazu, nach fünfzehn Minuten Spielzeit ihren Block zu verlassen, den sie später aber wieder betraten.

Auf dem Spielfeld zeigten sich die Mannschaften unbeeindruckt von den Einflüssen von außen. Einzige Entschuldigung für den miserablen Kick beider Teams könnte die Wärme gewesen sein. Aber auch davon sprach nach dem Sieg der Hamburger, die durch einen Treffer von Mazingu (52.) unverhofft zu drei Punkten kamen, kein Mensch. Auch nicht der neue WSV-Trainer Werner Kasper: „Ich bin schon enttäuscht vom Spielverlauf. Wir hatten über die gesamte Zeit keine ordentlich herausgespielte Torchance. Bei St. Pauli habe ich die allerdings auch nicht gesehen.“

Tatsächlich war das spielerische Vermögen der Kiez-Kicker alles andere als Regionalliga-würdig. Auch die gut 2.000 St. Pauli-Fans unter den 8.000 Zuschauern werden erkannt haben, dass es für ihre Mannschaft bei einer derart destruktiv-defensiven Spielweise kaum für höhere Tabellengefilde reichen dürfte. Daran verschwendete Trainer Andreas Bergmann zumindest öffentlich keinen Gedanken. „Wir wussten, dass wir hier im Stadion auf einen starken Gegner treffen würden, der Ambitionen nach oben hat. Deshalb bin ich heilfroh, drei Punkte geholt zu haben. Unser Teamgeist bei der ersten echten Bewährungsprobe stimmt mich froh“, sagte Bergmann, der Mitte der Achtziger Jahre selber für eine Saison beim Wuppertaler SV kickte.

Enttäuschung dagegen beim WSV, dem nun mit dem schweren Auswärtsspiel bei Union Berlin (Freitag, 6. August) und dem dann folgenden Heimspiel gegen den SC Paderborn (Mittwoch, 11. August) ein Fehlstart droht. Vor allem in der Vorwärtsbewegung muss mehr passieren, sollte dieser abgewendet werden. Nur von Edeljoker Holger Gaißmayer, der nach einer Stunde den schwachen Andreas Gensler ersetzte, ging Torgefahr aus. Der Ex-Bundesliga-Spieler verpasste nach 77 Minuten die beste WSV-Chance zum Ausgleich, als er aus kurzer Distanz den Ball an die Latte setzte. Wenig Impulse im statischen WSV-Spiel gingen auch von Jean Luis Tavarez aus, Publikumsliebling der vergangenen Saison. Der eingewechselte Senegalese passte sich dem ideenlosen Spiel seiner Kollegen an und sorgte dafür, dass sich die Fans nach dem Spiel wieder ganz ihren „Feindbildern“ außerhalb des Platzes widmen konnten.

THOMAS BESCHE